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DER BAUER UND DER KAUFMANN Ein 1 n d 1 s c k e s M. ä r c li e n erzählt von PANDIT TARACHAND ROY (LAHORE) E inst wohnte in einem Dorf ein Kaufmann. Eines Tages, als er sich auf dem Weg nach der naheliegenden Stadt befand, um dort neue Waren einzukaufen, begegnete er einem Bauern. Dieser wollte auch nach der Stadt, um dort bei seinem Bankier eine Ratenzahlung auf die Gelder zu leisten, die einst sein Ur großvater geliehen hatte. Im Laufe von fünfzig Jahren hatte sich die Schuld, die ioo Rupien betrug, durch die Zinsen verzehnfacht. Der arme Bauer ging seines Weges, nachdenkend, was er tun sollte, daß sein ererbtes Grundstück nicht dem Bankier in die Hände fiele. „Wo wollen Sie denn hin, Chaudhri ji?“ fragte ihn der Kaufmann. „Wohl zu dem Bankier, um eine Abzahlungssumme zu entrichten? Haben Sie nun irgendeinen Plan ausgedacht, um das Grundstück zu retten?“ „Shäh ji,“ antwortete der aus seinen Grübeleien aufgescheuchte Bauer, „was soll ich bloß anfangen? Mein Urgroßvater hatte ioo Rupien geborgt, die sich jetzt verzehnfacht haben. Volle iooo Rupien, denken Sie nur! Sogar mit meinem Grundstück könnte ich diese Riesenschuld nicht abtragen.“ „Chaudhri ji,“ sagte der Kaufmann, „wozu sich unnütz den Kopf zer brechen? Es kommt doch alles, wie es kommen soll. Wenn wir uns mit traurigen Gedanken abgeben, wird uns der Weg endlos werden. Lassen Sie uns lieber von etwas Lustigem plaudern!“ „Sie haben recht, Shäh ji, das Geschick ist unerbittlich. Erzählen wir uns lieber ein paar heitere Geschichten, aber bevor wir mit dem Erzählen be ginnen, wollen wir eine Bedingung aufstellen'. Keiner von uns darf an der Wahrheit der Geschichte des anderen zweifeln und Einwendungen erheben, auch wenn sie von den größten Unwahrscheinlich keiten und Uebertreibungen strotzt. Wer diese Bedingung nicht erfüllt, der muß dem anderen iooo Rupien Strafe zahlen.“ „Einverstanden!“ sagte der Kaufmann. „Also ich fange gleich als erster an.“ Kaufmann : „Sie wissen, daß mein Urgroßvater einer der angesehensten und wohlhabendsten Kaufleute war.“ Bauer : „Ganz richtig, Shäh ji!“ Kaufmann: „Als junger Kaufmann war er einst mit ioo Schiffen nach China gefahren, brachte es dort zu großem Vermögen und kehrte als schwerreicher Mann in seine Heimat zurück.“ Bauer : „Sie haben recht, Shäh ji!“ Kaufmann : „Er brachte unzählige seltsame Kostbarkeiten aus dem fernen Lande mit. Darunter befand sich ein kleines goldenes Götzenbild, das die wunderbare Eigenschaft besaß, jedem, der es darum befragte, seine Zu kunft zu sagen.“ Bauer : „Ganz richtig, Shäh ji!“ 119