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„rot“ gelten. Und unser eigener Marschall Sun Chuan Fang, Oberbefehlshaber der fünf Provinzen des Südens Kiangsu, Anhwei, Chekiang, Kiangsi und Fukien! Er war einer der ersten Militärs, die ein Telegramm an die chinesischen Studenten schickten und ihnen Unterstützung gegen die Fremden zusagten. Er mußte also auch rot sein. Und nicht übersehen wollen wir, daß der König der Reaktionäre, Tschang Tso Lin auch „rot“ geworden ist, weil er ein neues Steuergesetz für fremde Waren in Kraft gesetzt hat, das ohne Zweifel den abgeschlossenen Verträgen widerspricht. Natürlich besteht eine Verbindung zwischen der Sowjet-Regierung und der Kuomintang und ihrem radikaleren Flügel, dem Kuominchun. Beide Par teien haben finanzielle Unterstützung von Rußland bekommen und beschäftigen russische Ratgeber, aber immer bleibt die Frage, was werden die Chinesen den Fremden für diese Hilfe geben? Die Russen in ihrem Bestreben, nach Asien zurückzukommen, als Folge ihrer Niederlage im Weltkrieg, haben sich mit der chinesischen Lage beschäftigt und die Kuomintang und Kuominchun als Kameraden aufgegriffen. Die Japaner haben genau dasselbe getan mit Tschang Tso Lin (und tun es jetzt wiederum mit Kanton) und die Engländer das gleiche mit Wu Pei Fu und Sun Chuan Fang und die Amerikaner haben sich, um ihre „gesegnete“ Missionsarbeit durchzuführen, mit dem „christlichen“ General Feng Yu Hsiang verbunden, wenn diese Freundschaft auch seit der Reise Fengs nach Moskau erheblich abgekühlt ist. Abgesehen von der verworrenen Frage, wer eigentlich China retten will und kann, gibt es keinen Zweifel an der rapiden Entwicklung des Nationalismus oder des Bolschewismus, wenn man darunter eine soziale Erhebung überhaupt versteht. Wenn auch die Kuomintang und Kuominchun sich zu Bannerträgern der nationalistischen Bewegung gemacht haben, so haben sie keinesfalls das Monopol darauf, denn die nationalistischen Gefühle dehnen sich über das ganze Land aus und existieren selbst unter dem Despotismus Tschang Tso Lins, Chang Chung Changs und Sun Chuan Fangs, der Herren des Nordens. („The China Weekly Review“, Schanghai.) Eugen Chen, Kantons Außenminister, soll sich häufig sehr fremdenfeindlich öffentlich geäußert haben. Antienglisch sicherlich — Chen ist in Trinidad, auf englischem Boden, geboren, englisch erzogen (erwarb sogar einmal die eng lische Staatsangehörigkeit) und haßt alles, was Englisch ist — aber es ist zweifelhaft, ob er das ganze Ausland gemeint hat. Auch sind die Aeußerungen der offiziellen Persönlichkeiten nicht besonders richtunggebend. Kanton steht, ungeachtet seiner diversen inneren Lärmmachereien, für eine klare und nüchterne Politik, die eher konservativ ist. Kanton weiß, wie jeder in der Welt, daß man im notwendigen Verkehr mit fremden Mächten auch die Verträge mit ihnen einhalten muß. Kanton hat den langen harten Kampf Sowjet-Rußlands während der Zeit gänzlicher Isolierung von der anderen Welt genau beobachtet —■ ich mache, trotz allem Gerede in Kanton über die Verbindung mit Sowjet-Rußland zum großen Werk der Welt revolution, eine nicht zu verlierende Wette, daß, wenn die Vereinigten Staaten IS«