Ottomar Starke DIE QUEEN-BAR Von URSULA v. ZEDLITZ E instmals war sie eine kleine Unbekannte vom Kurfürstendamm. Sie durfte nicht wählerisch sein, mußte genau wie ihre armseligen Schwestern ihr Da sein durch die Besuche anonymer Provinzler fristen. Vergeblich träumte sie von dekorativen Diplomaten, die ihren Kunstwert hätten steigern können . . . vergeb lich von den sieben fetten und den sieben mageren Prinzen, die schon manche ihrer Berliner Kolleginnen zu trautestem Asyl erkoren hatten . .. Da kam Heinroth . .. Heinroth, diese unvergleichliche Mischung von Schauspieler, Kellner, Regisseur und Clown, erkannte mit sicherem Blick die Qualitäten ihres For mats. Er nahm ihre Führung in die Hand, dichtete sie sozusagen um. Und so wurde aus der bescheidenen, bourgeoisen kleinen Queen-Bar, die ihren prätentiösen Namen wie ein beziehungsloses und lächerliches Ornament ge tragen hatte — Die Königin. Der Raum erinnert an eine Bonbonniere. Blaßgrün und rosenrot sind die Wände, gar nicht einmal besonders geschmackvoll oder besonders originell. Das Geheimnis seines Erfolges liegt in seiner rätselhaften Architektur, die ihn immer vollbesetzt scheinen lassen, gleichgültig, ob zehn oder hundert Gäste an wesend sind. Immer mehr Tische zaubert an Samstagen der findige Entrepre neur aus dem Nichts. Dann wird das winzige Tanzoval schmal wie ein Domino stein, die Luft ist heiß und grau von Zigarettenrauch, und die niedrige Decke scheint sich wagerecht auf die Köpfe der Anwesenden zu stützen. Da ist Hein roth in seinem Element. Sein Conferencier-Bedürfnis feiert wahre Orgien, sobald es ein würdiges Publikum findet. So gefürchtet ist zuweilen seine Frechheit, daß sich viele seiner Gäste vieles von ihm gefallen lassen: denn er hat doch immer die Lacher auf seiner Seite. Dann tobt sich auch die Musik in uralten Schlagern und Märschen aus —• je mehr Krach, desto höher steigt die Stimmung.