Züge stürzen von den Brücken, lebenshungrig steigt die Braut auf des toten Freiers Rücken in den Tag, dem vor ihr graut. Nüchtern ist der Tag voll roher Eigensudit im Schattenreich. Bier und Sdinaps madit immer froher als Liebkosung noch so meich! DAS KÖLNER HÄNNESCHEN UND SEINE ENTWICKLUNG ZUR RHEINISCHEN VOLKSBÜHNE 1 ) Z u den wenigen Kämpen des überlegenen Humors gehört auch das „Kölner Hänneschen-Theater“, dessen eigenartige Kunstform zwar von der Sym pathie des Volkes getragen, jedoch vom Aesthetiker häufig noch nicht gewürdigt wird. In der rheinischen Metropole, dem alten stolzen Köln, wuchs es als schlichtes Puppentheater aus dem Bedürfnis des Volkes heraus, das seine eigene Stimme künstlerisch wiedergegeben sehen wollte. In der Heimat der tollen Fastnachtsfeier, wo es so oft im Maskenjubel schallte: „Geck, looß Geck elans“ 2 ), bildete sich das fidele Hänneschen mit der Zeit zum Hofnarren des rheinischen Volksbewußtseins aus, der in lustiger Verkleidung mit Wahrheiten jonglierte. So redete das Hänneschen daheim manch kräftig Wörtlein mit, wenn etwas im argen lag. Hatte es doch das Vorrecht als Erscheinungsform des uralten Narren, der als ein humoristisch-satirischer Ahasver in so man cherlei Verkleidung die Menschheit als Kritiker, Freund und Erzieher von alters her im Tanzschritt begleitet. Unter der Leitung von Wilhelm Millowitsch hat nun vor einigen Jahren das Hänneschen die Sehnsucht nach der Menschwerdung erfaßt. Es warf die hölzerne Gestalt ab und mischt sich jetzt häufig in lustigem Inkognito unter die Leute. Zwar taucht es hin und wieder noch als starke Persönlichkeit auf, meist aber wirkt es nur noch mittelbar auf die Gesamtidee ein. Dafür aber haben wir eine kräftige Volksbühne im großen Stil gewonnen, die neben un vergleichlich typischer Schilderung des rheinischen Volkscharakters auch eine Mittelstellung zwischen der ernsten Bühne und dem Variete-Theater einnimmt, wie sie ergänzender nicht gedacht werden kann. Seit ungefähr 100 Jahren war das Hänneschen-Theater als transportable Puppenkomödie in Händen der Familie Millowitsch, die es sofort nach dessen Begründung durch Chr. Winter in größerem Maßstabe umgeschaffen hatte. Unter der Direktion des Großvaters Millowitsch blieb das Hänneschen-Theater ständig im heimischen Köln. Aber im Lauf der Zeit, und um sich naturgemäß *) Aus „Platt-Kölnische Volksbühne Nr. i“. Düsseldorf, Verlag von Schmitz & Olbertz. 2) Narr, lasse den Narren vorbei. I IO