Zeit. Kindlich unberührte Gesichter kontrastierten mit einer selbstsicheren, unbewußt stolzen Haltung, ihr Wesen war frei in einer kaum begreiflichen Enge, ihre Gespräche drehten sich um Gesangstunden, Bücher und Hühnerstall. Der Kammerherr rieb sich die Hände und lobte ein Kleid, der Landrat gratu lierte dem Jagdherrn zu dem heutigen Jagdergebnis. Ein „Du“ war nur da zu hören, wo engste Verwandtschaft es rechtfertigte. Bredow bot eben seiner Kusine zweiten Grades den Arm mit den feierlichen Worten: „Darf ich Sie Arthur Grimm Litho um die Ehre bitten, gnädigste Kusine!?“ Es war das Signal zum Essen, und die Gespräche zersprangen wie Seifenbläschen, weil ein grüner Ellenbogen nach dem anderen sich sein Opfer aus dem Klümpchen der hellen Damenwelt holte. Das Diner wurde eingeleitet mit einem Hoch auf „unseren gnädigsten und geliebten Landesherrn“, den Großherzog, und Damen und Herren erhoben sich, um die Gläser bis auf den Grund zu leeren. Das Bild hätte einen Rem- brandt begeistert. Das warme rote Kerzenlicht, das dem kalten Kunstlicht heute das Wort verboten hatte, spielte mit dem aufgehäuften, schweren, um ständlich gearbeiteten Familiensilber auf der Tafel, mit den Wappen, alten 2 85