Charakteristisch für die lübeckische Ge schichte ist seine Stel lung im Reiche. Es ist von einem Kaiser die deutscheste Stadt ge nannt. Es lag das daran, daß Lübeck es gewesen ist, wel ches den deutschen Welthandel grün dete und immer eine selbständige Stadt blieb, lediglich in Treue zum deutschen Kaiser, von denen es in den höchsten Tagen seines Glückes einmal zehn Tage einen (Karl IV.) bei sich beherbergte, von denen es seine sprechen sogar alte Lübecker aufrechterhalten bleiben kann seiner Selbständigkeit und es lieferung. Orlik Grundrechte sich durch wichtige Urkunden immer wieder verbrie fen ließ, und die es im übrigen fast nie zu Gesicht bekam. Lübeck verstand es, deutsch zu sein, ohne Fürsten diener sein zu müssen. Alle diese Hinweise machen deutlich, daß in Lübeck etwas ist, was dem schlechten und guten Gerede über diese Stadt wohl Grund ver leiht, auch außerhalb seiner Vergangenheit. Heute herrscht in Lübeck die tiefste De pression. Was nie möglich war, heute über die Frage, ob Lübecks Selbständigkeit noch . Diese Frage ist indiskutabel. Lübeck bedarf bedarf der in ihr enthaltenen hansischen Ueber- Thomas Mann AUSSTELLUNGEN DES WINTERS Vo n EMIL SZITTYA Daumier (Galerie Matthiessen). Ich liebe den Maler Daumier, aber merk würdig, immer wenn ich Bilder von ihm sehe, habe ich die Empfindung, als ob sie nicht die Arbeiten des Karikaturisten wären. Mein Irrtum erklärt sich da durch, daß die Bilder Daumiers (obwohl Cezanne von ihm lernte) mit ihrer Formgebundenheit zu kontrastisch zu dem Leben des Künstlers wirken. Daumier lebte in einer zerrissenen Zeit. Sein soziales Empfinden ließ ihn die jour nalistische Tendenzkarikatur schaffen. Er selbst mußte das Leben in all seinen Häßlichkeiten durchkosten. Trotzdem ist er viel formgebundener als Delacroix, von dem er viel lernte. Dieser sogenannte Außenseiter reiht sich organisch an Tintoretto und Rembrandt an. Dieser Umstand macht mit Unrecht miß-