ZWEI GEDICHTE von ANNE GEBHARD I. LIEBE leb kannte einmal einen Mann, der hat geliebt, — und er verdiente dabei besser als mancher Fabrikdirektor. Er liebte so prächtig, daß er seinen Maybad? beim Ein kauf bar bezahlen konnte, sich nur noch mit Badeseife von Guerlain wusch, und beim Pirandellogaslspiel in der ersten Reibe saß — ja, er wurde sogar so vornehm, daß er kein Einglas mehr trug — Ich hatte nicht genug Geld, sonst wäre ich auch schon geliebt worden von ihm — sicherlich! Dieser Mann flirtet nicht, dazu ist er zu stolz, zu fein, zu gesdaeit, zu geizig, und außerdem bringt’s ja aud) keinen Pfennig ein —• der Kuß kostet so und so viel und damit basta! Andere Dinge, zum Beispiel solche, die man in der Ehe tut, sind wesentlich teurer — das käme also leider nicht für mich in Frage. — Jeden Abend zähl’ ich mein Geld. — O, es reicht noch lange nicht! Walter Hasenclever sagt: „Liebe ist Mord!“ Und die Traviata sagt, daß Liebe eine Gottesmachl sei Wer hat Red)l? Hasenclever oder die Traviata? Id} glaube, der Mann mit dem Maybado ! de Togores 431