Wenn auch die Seltenheit des Vorkommens von Handschriften ihren Preis wesentlich beeinflußt, so ist doch sicheres Qualitätsgefühl noch lange nicht genug eine Eigenschaft der Autographen-Sammler; sonst würden etwa Freiligrath-Jiand- schriften nicht teurer sein als solche von Fontane. — Für 650 M. wurde eine einseitige H ölderlin-Kundschrih verkauft, ein vier Seiten langer autobiographischer Brief Gottfried Kellers für 280 M., ein dreiseitiger von Kleist für 750 M. — Auktionskalender Anfang April: Lempertz-Cöln. Kunstgewerbe, Teppiche, Möbel. 8.—10. April: Paul Graupe-Berlin. Inkunabeln. — Alte Naturwissenschaften. Ende April: Lempertz-Cöln. Handzeichnungen Sammlg. Wedewer. 13. April: Rudolf Lepke. Moderne Gemälde. 20. April u. folg. Tage: Antiquitäten. Ende April*: H. Helbing-München. Plaketten. Sammlg. Walcher v. Molheim. 19 -—21. April: Hotel Drouot - Paris. Vente de splendides livres modernes. Ende April: J. A. Star gar dt - Berlin. Auto graphen. Anfang Mai: Henrici-Berlin. Autographen. MARGINALIEN Hitze in Spanien. Von Kurt Lubinski. Vierzig Grad im Schatten! Wer Hitze verabscheut, ist kein aufrichtiger Freund Spaniens. Wer leidenschaftliche Beschäftigung mit Nichtstun laster hafte Faulheit nennt, wer ans diesem Zustand nach sozialwissenschaftlichen Lehrsätzen den Ruin einer Nation, die immer hoch die heiterste Europas ist, herleiten will, wer, den didaktischen Zeigefinger auf der Landkarte, die Zu gehörigkeit Spaniens zu Europa nachweisen will, bleibt am besten diesseits der Pyrenäen. Camarero! Einen Teller Bratfischchen und ein Apfelsineneiswasser! — Uebr.igens weiß ich, daß mein guter Rat umsonst ist: immer wieder werden ach wie reiselustige Mitteleuropäer im Hochsommer ihre Nordlandreise machen und in der einzigen Jahreszeit, in der selbst die Polarlandschaft höchstens mit den Spezialitäten eines guten Riesengebirgsw.inters aufwartet, ihre Eindrücke — bleiben wir bei dem treffenden Wort: sammeln! Immer wieder werden sie im Frühjahr und Herbst nach Spanien fahren und alle Maurenschlösser besuchen, solange die Temperatur eines Qstseesommertages in Heringsdorf Andalusien verhindert, seine afrikanische Schönheit zu entfalten. Vierzig Grad Hitze! Es gibt keine herrlichere Ausspannung, als unter völlig gewandelten Daseinsgesetzen in sich selbst einen Menschen mit neuen Bedürfnissen, neuen Wünschen, neuen Freuden zu entdecken. Wenn im Stier- zirkns die Händler ihr „Hay agua“ über die Arena schmettern, habe ich die Perromünze schon zwischen den Fingern bereit. Zehn Centimos für einen Wasserstrahl geradeswegs in die Kehle. Zuerst habe ich mir aus dem Krug, der in iseiner Konstruktion verteufelte Aehnlichkeit mit Brüssels Mannekin