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S AMMEL- QUERSCHNITT Von Alexander Beßmertny Autographen Zwei Berliner Auktionen zeigten ein erhöhtes Interesse der Archive und der Sammler. Bei Henrici wurde die Sammlung Gustav Könnecke versteigert. Die großen Musikmanuskripte, die aus anderem Besitz dem Katalog zugefügt waren, blieben unverkauft. Die Schätzungspreise waren hier sicher zu hoch angesetzt. Die, wenn auch von Beethovens Hand ausgeführte Abschrift eines Haydn-Quartetts ist eben keine anreizende Originalhandschrift und keinem Sammler 3000 M. wert. Sehr interessant ist dagegen ein Schreiben von Gluck an Klopstock, in dem es heißt: „Die Musick, sonst meine liebste Beschäftigung, hat nun allen Reiz für mich ver loren, oder sollte sie jemals meine Betrübnis lindern können, so müßte sie dem Andenken dieses geliebten Gegenstandes geheyligt sein. Ist es zuviel von Ihrer Freundschaft gefordert, wenn ich wünsche, Ihre empfindsame Seele durch meinen Verlust zu rühren, wenn ich hoffe, daß Ihre erhabene Muse sich erniedrigen werde, um einige Blumen auf die Asche meiner geliebten Nichte zu streuen? Mit welcher Entzückung würde ich diesen kräfftigen Trost benutzen! Von Ihrem Genie ange feuert, würde ich dann in den rührendsten Tönen meine Klagen auszudrücken suchen. Natur, Freundschafft, und mehr als Vaterliebe würden die Quellen meiner Empfin dungen seyn“ . . . Entzückend ist ein Albumblatt von Mozart: „Die Verse hier, so ich verfloß’nes Jahr geschrieben, Sind keine Lügen nicht, kein dummer Scherz, Ich hab’ Dich stets geliebt, und werd’ Dich ewig lieben: Denn öffnet sich mein Mund, so spricht — mein Herz.“ Hugo Wolf berichtet in einem autobiographischen Brief: „Mich selbst ausgebildet. — Von 84—88 im Wiener Salonblatt Musikreferent gewesen. Mit Vorliebe Brahms beschimpft, zvas mich heute noch freut, auch Hanslik und ganze Wiener Recensenten- gesindel scharf attackiert — deshalb jetzt in Acht und Bann gethan. Bereue jedoch nichts. Im Winter 88 mir plötzlich nach langem Herumtrappen der Knopf auf gegangen. In raschester Reihenfolge Mörike, Eichendorff und Goethe komponiert. „Spanische“ soeben zum Abschluß gebracht (44 Gesänge). Gott wolle mir noch langes Leben und viele gute Einfälle schenken.“ Eine große Sammlung von Fontane -Briefen kam geschlossen in denselben Besitz, darunter Fontanes eigenhändiger Lebenslauf. Ueber seine Mitarbeit an der Vossischen Zeitung schreibt Fontane am 3. Dezember 1879: „Romancier und Novellist an der Vossischen werden, das klingt schmeichlerisch und verlockend genug; die Vossische Zeitung ist ein großes und reiches Blatt, sehr angenehm für seine Mitarbeiter, weil nie nörglig und kleinlich und last not least im Besitz eines Leserkreises, der wie viel sich sonst gegen Zeitungsabdruck sagen läßt, für meine Arbeiten nach Stoff, Anschauung und Behandlung wie geschaffen ist. Ich werde von jedem meiner Leser verstanden, auch von den beschränkten und nur halb gebildeten . . .“ Er will auch nicht als Romantiker gelten: „Sie können die Ver- muthung nicht unterdrücken, daß mich’s doch ein wenig verdrossen habe, den nebelnden Romantikern zugezählt zu werden. Das kann nun aber schon deshalb nicht sein, weil ich von den ächten Romantikern und oft auch von den nebelnden, eine furchtbar hohe Meinung habe. Viele Romantiker gefallen mir nicht, aber das liegt an ihrer dichterischen Impotenz überhaupt, nicht an ihrem Romanticismus.“ 312