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Rippenstoß, der mich zu Boden streckte, versetzte mir ein halbes Dutzend Kniestöße und ebensoviel Hiebe mit seinem Stricke und ließ mich zerschlagen liegen. Länger als eine halbe Stunde lang konnte ich nicht aufstehen und hatte deshalb Zeit, über mein Unglück und über die so übel verschwendeten Kräfte dieses ungeistlichen Bengels nach zudenken. Er würde sich besser dazu geschickt haben, sagte ich, dem König, unserm Herrn, zu dienen, als daß er den Armen das Almosen entzieht; aber dazu taugen diese Herren nicht einmal, denn sie sind müßige Fleischklumpen. Kaiser Karl der Fünfte zeigte dies ja deutlich, als ihm der General der Franziskaner zweiundzwanzigtausend Mönche zum Kriege anbot, die alle nicht über vierzig und nicht unter zweiund zwanzig Jahre alt waren. Der unbesiegte Kaiser gab zur Antwort, daß er sie nicht haben wolle, weil er für sie täglich zweiundzwanzigtausend Kochtöpfe nötig hätte, um sie zu ernähren: womit er zu verstehen gab, daß sie sich besser zum Essen als zum Arbeiten schickten. Gott verzeihe mir es, daß ich von diesem Tage an diese frommen Laienbrüder so sehr verabscheute, daß es mir, wenn ich einen sah. immer vorkam, als wenn ich eine Wespe in einem Bienenstöcke sähe. — Ich beschloß, dieses Gewerbe zu verlassen, doch wollte ich abwarten, bis die vierundzwanzig Stunden, wie bei einem plötzlich Gestorbenen, verstrichen wären. PRIMO DE RIVERA Von RENE PARESCE D er Marquis d’Estella war, bevor er Diktator von Spanien wurde, ein berühmter Noceur. Er ist eine große, stattliche Erscheinung und hat ohne die Umgangsformen des verstorbenen Königs Eduard VII. dessen sämtliche, amüsante Gewohnheiten. Er war ultraanglophil und machte sogar an der englischen Front spezielle Studien über die Krieg führung. Daß er Anglophile sein mußte, versteht sich von selbst. Eng land hat die Welt die Kunst gelehrt, Ehen zu schließen, ohne sich etwas zu vergeben. Eduard hatte sein geliebtes Volk diese Kunst gelehrt, und Primo de Rivera, Marquis d’Estella, ist nicht umsonst Anglophile, wie sein König. Das Heiraten ist seine Stärke —, und wie alle Noceurs, ist er ein unverbesserlicher Optimist. Seine Moral, seine Lebensführung lassen sich auf einige gesunde Maximen zurückführen, die vor allen anderen den unbestreitbaren Vorzug der Erprobtheit haben. „Nichts kann fehlschlagen“, „Unmögliches gibt es nicht“, heißen die Grund sätze jedes Fraueneroberers. Primo ist Optimist. Er ist seines Erfolges immer sicher. Er hat ihn auch gehabt. Dieser Marquis und Diktator