klatschen und Ole-Rufen, den Darbietungen der einzelnen einen be lebten Rahmen geben. Sehr viele Tänze können durch Gesang, gleich zeitig oder abwechselnd, begleitet sein. Feuerblicke, Leidenschaft, Sinnlichkeit das ist das Bild, das man sich im Auslande von einer spanischen Tänzerin macht; zum großen Teil auch mit Recht: denn der spanische Tanz, nach innerem Wesen und Ausdrucksform, läßt sich vom Erotischen nicht trennen. Vielleicht noch im Geben, aber nicht im Nehmen. . . Die anfeuernden begeisterten Rufe der hingerissenen Zuschauer lassen darüber keinen Zweifel zu. Die meisten der Tänze von Paaren und Gruppen veran schaulichen wohl auch das Werben des Mannes um das Weib, die im Tanze ihre Liebe und Reize offenbart und sich nach verführerischem Spiel ergibt. Wenn jetzt eine Schöne auf der Bühne tanzt, ist an Stelle des fehlenden männlichen Partners das Publikum getreten; und jedem der Besucher ist es anheimgestellt, sich auszumalen, daß ihm persönlich Locken und Fliehen und Hingeben zugedacht sei. Auf niedere Sinn lichkeit eingestellt sind aber nur die Darbietungen in gewissen kleinen Theatern, und im „Cafe cantante“. Tänzerinnen dieser Art, vierter und fünfter Rangstufe nach abwärts, versuchen dann mehr durch Natur als durch Kunst zu wirken. . . Was jedoch ihre Kleidung anbetrifft, so ist sie durchaus vollständig. Jedes Entblößen, es sei denn leichtes Heben des fast immer sehr langen Rockes, wird strenge vermieden. Ein spanischer Tanz, auch auf einer Tingeltangel-Bühne, kann von einer halbentkleideten Künstlerin überhaupt nicht dargestellt werden. Der spanische Tanz ist echte Volkskunst, sehr ursprünglich; und bietet sich am besten in ganz einfacher Weise dar: in der Ecke eines Zimmers oder Sevillaner Hofes, oder auf dem Tisch einer Weinschänke; dazu eine Gitarre und die Kastagnetten. Auch bei den Bühnentänzen sieht man zumeist keine besondere Ausstattung. Es gibt da weder Beleuchtungswirkungen, noch dampfende Weihrauchschalen oder blin kende Schwerter. Nichts von Priester-Tänzerei; nichts von getanzter Geometrie oder Akrobatik. Durch blendende Hülle, Massenwirkung, großartige Musik und dergleichen wird bei den „europäischen Tanz spielen“ nur zu oft die innere Armseligkeit des Dargebotenen ver deckt; soviel hohe Kunst auch auf diese Weise vermittelt werden kann. Jene andere Tanzkunst kann von vielen schulmäßig gut erlernt, oder doch nachgeahmt werden; spanischer Tanz aber ist etwas durchaus Eigenes, für Fremde überhaupt unzugänglich. Auch in Spanien selbst wird die höchste Stufe jeweils nur von ganz wenigen Tänzerinnen er reicht. Die Kunst des Tanzens gehört zu den allerschwierigsten; und nicht nur schöpferisch: auch deren kritische Wertung, ja das ästhe tische Genießen bedarf mancher Vorbedingungen.