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Radierung zu Lazarillo de Tormes EIN HIDALGO Vo n AZORIN E s ist im Jahre 1518, 1519, 1520, 1521 oder 1522. Dieser Hidalgo lebt in Toledo. Der unbekannte Autor des „Lazarillo de Tormes“ hat sein Leben erzählt. Das Haus ist groß, breit; hat einen etwas düsteren Eingang, mit kleinen Kieselsteinen gepflastert; über der Pforte ist ein gewaltiges Steinwappen eingehauen; der Balkon ist geräumig, mit Stäben aus Schmiedeeisen; und drinnen im Gebäude, linkerhand, nach dem man durch einen weiten Saal gegangen ist, der im Hintergrund eine kleine Tür hat, sieht man auf einen hellen, reinlichen Patio, der mit großen Kacheln belegt ist, in deren Fugen Gras wächst. Im ganzen Haus sind weder Teppiche, noch Stühle, noch Bänke, noch Truhen, noch Zierspiegel, noch Bilder, noch Tische, noch Vorhänge. Und ebenso — und das ist das Schlimmste — gibt es weder Töpfe, 'noch Pfannen, noch Teller, noch Gläser, noch Krüge, noch Löffel, noch Gabeln. Aber dieser Hidalgo lebt glücklich; in Wirklichkeit ist das Leben ja auch nichts mehr als die Vorstellung, die wir von ihm haben. In dem großen Saal, den wir, beim Hereinkommen, zur Rechten finden, erscheint eine Bahre aus Rohrgeflecht mit einer Decke; das ist das Bett. Im Patio, in einer seiner Ecken, sehen wir einen Cäntaro (sehr großer Tonkrug) voll Wasser: das sind die Vorräte. Im Haus herrscht ein tiefes Schweigen; die Straße ist eng und be schwerlich. Man nimmt ein rhythmisches, unmerkliches, dünnes Ge-