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Fred Goldberg DER HUNDEFÄNGER Vo n BRUNO PAWLICK E s gibt keinen unbeliebteren und gehaßteren Beruf als Hundefänger. Ich habe in den Jahren, seitdem ich die Stelle inne habe, noch nie einen Hund gefangen, ohne daß ich Saures zu hören bekommen habe. Am wichtigsten haben sich dabei immer die Umstehenden, die keine Ahnung haben, was ein Hund ist, und von der Fangordnung keinen Schimmer haben. Daß ein Hund nicht ohne Maulkorb gehen darf, sollte jeder Mensch schon wissen, und wann er an die Leine muß, und daß er Steuer kostet. Deswegen sind wir Fang beamten noch lange keine herzlosen Rohlinge, und wenn wir auch manchmal ein Auge zudrücken möchten, so dürfen wir es nicht tun, weil wir nicht privat angestellt sind, sondern von der Polizei bezahlt; natürlich nehmen wir Rücksicht auf das Publikum und würden viel lieber, wenn wir einen Hund in der Schlinge haben, unbemerkt weiter gehen. Nur die Zusammenrottungen, die es dann gleich gibt, machen es uns unmöglich, wobei es dann womöglich auch noch Püffe für uns absetzt, was nicht erfreulich ist. Und wenn wir schon mal einen Hund übersehen würden, dann werden wir durch das schadenfrohe Grienen der Passanten auf ihn hingewiesen, die im Grunde eine diebische Freude haben, wenn ein lieber Mitmensch mal wo reinschliddert. So geht es also mit den Hunden, die einen Besitzer bei sich haben, die wir mitnehmen in den Wagen, bis er dann gegen Bezahlung der Strafe im Asyl ausgelöst wird, ebenso wie die herrenlosen Hunde. Ist der Hund im Wagen, so geht er uns nichts mehr an, sondern ist ab Wagen dem Tierschutzverein unterstellt, der ihn vier Tage lang in seinem Asyl in der Schicklerstraße verwahrt. Dort wird der Hund nach dem Fundgesetz behandelt, genau wie ein verlorener Gegenstand, nur daß er eben vom Verein verpflegt wird. Als Fundsache werden sie dann jeden Mittwoch und Sonn- V 64