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SKIPPERKES Von HEINRICH PAALZOW W ie wichtig ein Skipperke für unsere Flußfahrerei ist, zeigte der Proicd von Willem Döke aus Dansin im vorigen Jahr. Da hatten sie auf der Zille ein Skipperke, das Schäckes hieß; es war strubbelig, wie es sein muß, hatte Schlitzaugen wie ein Eskimo, kläffte bei den kleinsten Kleinigkeiten, und auf der einen Seite war sein Fell abgewetzt bis aufs Leder wie bei einem Pferd unter dem Geschirr. Weil nämlich die Skipperkes, wenn sie den Kahn hinauf laufen und hinunterlaufen, immer so am Bord entlangrennen, daß sie das Ufer rechts haben, d. h. nur wenn man durch ein enges Gewässer fährt. Bei einem See dagegen bleiben sie ruhig an der Spitze des Bootes sitzen, bis das Land wieder nahe ist. Das ist, weil sie aufpassen müssen, ob das Boot nicht zu nahe an Land kommt, weil man es beim Treideln selbst nicht so beobachten kann. Das Skipperke von Dökes war in seinem Beruf sehr gut, bis der Schiffseigner eine zweite Familie auf das Boot setzte, die auch ihren Flund hatte, der aber nicht von der richtigen Rasse war, eine üble Stadtmischung, mit der die neuen Treidelleute, Lübkes, keinen Staat machen konnten, weil er auch gar nicht von der schlitzäugigen Rasse war, die Sinn für Schiffahrt hat. Schäckes ließ den Neuen nicht aufkommen, es kam Zank zwischen Dökes und Lübkes. Beiden saß das Messer lose, und so kam es zu dem Prozeß in Brandenburg vor dem Schwurgericht. Da hat dann der Verteidiger durchgesetzt, daß Sachverstän dige über den Wert eines Skipperkes vernommen würden, damit die Geschwore nen einsähen, wie gerecht der Zorn von Döke wegen des fremden Hundes war. Und der Lübbenauer Kreis-Tierarzt Dr. Hellwig sagte klar aus: ein Skipperke heißt so, weil belgische Schiffer es zuerst verwendet haben, als Schutz gegen das Anrammen, und so ist die Mode unter dem Alten Fritz zu uns herüber gekommen. Dem Schiffseigner spart es einen Mann auf dem Boot. Nicht, wie die Leute auf den Brücken annehmen, zu seinem Pläsier bellt der Hund, wenn zum Beispiel durchgeschleust wird, sondern er warnt vor der Mauer oder dem Nebenkahn, und der Schiffer kann sich ohne hinzusehen nach dem Bellen richten. Wenn man so stundenlang langsam fährt, wird man so stumpf, daß man zum Beispiel ein Paddelboot oft übersehen würde. Da kläfft dann Skip perke und tanzt wie besessen. Das Skipperke hat nämlich eine ganze Tonleiter von verschiedenen Signalen. Aber, und das hat der Tierarzt ausdrücklich ge- sagt, nur auf die eine einzige Rasse, welche fast dieselbe ist wie bei den Nord polfahrten, kann sich der Schiffer wirklich blind verlassen. Die anderen haben das nicht, was man einen Instinkt fürs Wasser nennt. Zwei auf einem Boot geht auch nicht, wie man ja auch nicht auf zwei Kapitäne hören kann, und man kann verstehen, wenn Döke einen Zorn hatte und die fremde Töhle über Bord warf und den Lübke beinahe totstach. Der Alte Fritz hatte den Wert der Skipperkes erkannt gehabt und hat, bei Königswusterhausen, einen Zwinger angelegt mit Hunden aus Rußland, die dann billig an die Schiffer abgegeben wurden; es war sogar gesetzlich, daß jeder Oderkahn einen Hund haben mußte. 754