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DER HUND IN DER CHINESISCHEN KUNST Von WALTER BONDY T7 S , glbt ln Chlna schier unzählige Darstellungen von Hunden, die sich auf -I—/mindestens zwei und einhalb Jahrtausende verteilen. Die frühesten Tier darstellungen in China finden wir vor der christlichen Zeitrechnung. Als Material kommt zuerst bloß Stein oder grauer weichgebrannter Ton in Betracht. Der häufigste Typus des frühen chinesischen Hundes ist ein Fabel wesen, ein Mittelding zwischen Hund und Löwe. Er ähnelt mit seiner breiten abgeplatteten Nase, seinen heraustretenden Glotzaugen und seinen gefletschten Zähnen stark dem englischen Bulldog. Was ihn von diesem unterscheidet, ist seine Mähne, sein buschiger Schwanz und die gewaltigen Pranken, die wieder dem Löwen entnommen sind. Der Buddhahund behält diesen Grundcharakter bis in die neueste Zeit. Er erstarrt nach und nach zum Schema und erscheint in unzähligen Varianten in Stein, Ton, Eisen, Bronze, Jade und anderen Halbedelsteinen, und schließlich in Porzellan. Wer kennt nicht die drolligen bunt bemalten Porzellanhündchen, das Männchen mit einer Kugel spielend, das Weibchen mit seinem Jungen, das an seinem Körper emporklettert; ihnen ist der frühere dräuende Ausdruck zu einer sympathischen Fratze geworden. Diese Fohunde haben mehr das Aussehen reizender chinesischer Zwerghünd chen als das des ursprünglichen Wächters buddhistischer Tempel. Neben dem Fohund erscheint in der Han-Zeit, 206 v. Chr. bis 220 n. Chr., die natura listische Hundedai Stellung. Die Grabkeramik kennt eine große Zahl der ver schiedenartigsten Hunde. Die frühen sind einfach in der Form und stark stilisiert, aber schon in der Wei-Zeit, also im dritten Jahrhundert nach Christo, finden wir naturalistische Abbilder aller möglichen Hunderassen, die sich, was Beobachtung und stilistische Reife betrifft, mit den besten Tierdarstel lungen der Antike messen können. Man gab den Leuten ihren Lieblings hund mit ins Grab, und der Besteller verlangte keine allgemeine Hunde darstellung, sondern die Charakter züge einer bestimmten Rasse. Trotz stilistischer Uebersetzung sind die Hunde der Gräberkunst von großer Natürlichkeit und Lebendigkeit. Ihre Bewegungen sind in allen Zügen der Wirklichkeit abgelauscht. Alle Stel lungen und alle Hundetätigkeiten finden wir wieder, sogar den Köter, der seine Hinterpfote ans Ohr führt, um sich zu kratzen. In der Samm lung Paul Steiner, Berlin, befindet sich eine Hündin aus rotem Ton, J. Pascin Porträt W. Bondy 750