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Ich hatte weder Hunger noch Durst; im Morgenkaffee, in der Suppe, überall glaubte ich Gnitzen zu entdecken. Ich sondierte stets so lange, bis mir der Appetit völlig vergangen war. Wir gingen nicht mehr aus, empfingen keinen Menschen und kamen sehr bald in den Ruf, eingebildet, ungeschliffen und geizig zu sein. Die Gnitzen aber vermehrten sich von Stunde zu Stunde. In meiner Ratlosigkeit sperrte ich endlich ein paar Hundert — es war sehr schnell geschehen — in eine Aspirinröhre und ging schweren Herzens und etwas verlegen zum Tierarzt. Der Mann grinste, als ich mein Gläschen zeigte, sagte nur „Zecken“, schrieb auf einen Zettel „Kreolin“ und liquidierte zehn Mark. Kreolin ist eine braune Soße zum Baden. — Alles Weitere ist belanglos; daß Kreolin unglaublich stinkt, aber hilft, daß ich noch immer nicht esse, weil mein Frühstück, mein Kaffee, meine Gabel nach Kreolin duften. — Schlimm ist nur, daß selbst die Zigaretten, mein letztes Labsal, anzichen. Aber die Gnitzen werden weniger zahlreich, und ich finde, daß nur mehr kleinere Sorten vorhanden sind. Das letzte Alammut, sicher eine betagte Großmutter, ermordete ich meuch lings mittels einer Nadel und steckte es zur ewigen Erinnerung mit diesem Speer im Leibe auf einen weißen Karton. Er trägt die Inschrift „Ixodes ricinus — die gemeine Hundszecke“ und darunter ganz zart wie auf einem Trauring: Schnack: io. 12. 26. DER CHINESISCHE KAISERLICHE PALASTHUND Von E. o. OTTO, BENS HEIM D ie kostbarste Hunderasse, von der überragende Champions in England und Amerika mit märchenhaften Preisen von 20—40 000 Mark bezahlt werden, ist der Pekingese, der ehemalige Kaiserliche Palasthund, in Deutschland heute in etwa 300 reingezüchteten Exemplaren vertreten. Seine Haltung, angeblich schon seit mehr als 2000 Jahren in genau derselben Form wie heute, war aus schließliches Vorrecht der Kaiserlichen Familie. Auf Ausfuhr stand Todes strafe, wie vor 500 Jahren noch in Rußland auf Ausfuhr von russischen Wind hunden, die nur Fürsten halten durften. Der erste Palasthund, der europäischen Boden betrat, war der durch General Dünne der Königin Victoria überbrachte weißgelbe „Looly“. Für geleistete Dienste erbat der General als Geschenk für seine Königin ein solches Tier, was ihm offiziell abgeschlagen werden mußte. Im Begriff das Schiff zu besteigen, drängte sich an ihn ein Unbekannter, der ihm ein verhülltes Körbchen, in dem der aus dem Sommerpalast in der Nähe Pekings stammende Hund verborgen war, geheimnisvoll in die Hand drückte. Eine poetische Beschreibung dieser Tiere „Perlen von den Lippen Ihrer Majestät Tye Hei, Kaiserin von China, dem herrlichen Blumenland“ lautet: 748