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obere Zimmer einschloß, übte ich ihn stunden lang und habe für diese Uebung manche väter liche Ohrfeige bezogen. Uebrigens war meine damalige Uebung wesentlich komplizierter als das, was ich heute mit großem Erfolg vor- fuhre; damals arbeitete ich mit Papierkugeln, Radiergummi, und was mir sonst zur Hand war, während meine jetzigen Bälle im Ge wicht gleich sind. Das muß aber so sein, wegen der Sicherheit vor dem Publikum. Vom Studium erlöst hat uns der Krieg, und hier zeigte sich, daß einem jungen Mann, wenn es um die liebe Haut geht, die Schulweisheiten gar nichts nützen. Mir haben meine artisti schen Fertigkeiten über den Isonzo hinweg geholfen. ich war bald als komischer Tongleur m allen Offizierskasinos bekannt und beliebt und wurde geschont wie ein kostbares optisches Instrument. Mein Begleiter war ein Hund internationaler Weltkriegsmischung, der wegen seiner langen Nase den Namen Cyrano hatte. Wiederum aus Langweile fing ich mit ihm zu experimentieren an und kam so auf meinen Hundetrick, mit dem ich jetzt rund um die Welt segle. Cyrano ist durch Pinchi ci setzt, unseren lieben Kollegen. Wir haben oft daran gedacht, auch mit anderen Tieren cht im allgemeinen Sinne Tiere dressieren, sondern sie lieber nur als Figuranten für unsere kleinen Geschicklichkeits komödien verwenden, und dafür scheinen uns Hunde am geeignetsten; sie sind am menschenähnlichsten. Für alle Tierdarbietungen bleibt der Bergsonsche Grundsatz Gesetz: „Man lacht über ein Tier, weil man in ihm eine gewisser maßen menschliche Haltung oder Mimik entdeckt.“ Auch wollen wir aus noch einem Grund nicht andere Tiere in unsere Truppe aufnehmen: die ewige Sorge um diese Partner ist so groß. Der Artist hängt am Tier mehr als an seiner Frau. Es ist ihm das, was einem anderen Menschen das Zuhause repräsentiert. Wie wir im Vorjahr im September in New York waren, erlebten wir eine er schütternde Tragödie. \ ay Epstein, einer der besten Tierdresseure, ver brannte bei dem Versuch, seine dressierten Tauben, Katzen und Enten aus einem brennenden Hause des Varieteviertels zu retten. — Hunde haben noch einen Vorzug: sie sind nicht hysterisch, sondern präzis und zuverlässig in ihrer Produktion. Also bleiben wir bei Pinchi. Entscheidend für unseren Entschluß, zum Variete zu gehen, war erstens unseie Unlust, uns in Büros oder ähnliches klemmen zu lassen, und zweitens der Eindruck, den auf uns der berühmte Clown Porto machte, als wir ihn zum ersten Male sahen. Das war das Ereignis, das den ganzen Krieg in uns aus- zu reisen, wollen aber beide 740