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MARGINALI EN ANDERSEN-NEXÖ WIRD SECHZIG JAHRE ALT Der Däne Martin Andersen-Nexö, der vor sechzig Jahren in Christianshavn bei Kopenhagen zur Welt kam. dünkt uns kein Ausländer und kein Greis zu sein. Ein Freund und Vorbild vielmehr der im Geiste und im Wollen Jungen, ein Teil nehmer am deutschen und am gemein- europäischen Schrifttum, der die eit der Insel Bornholm ebenso zu malen verstand wie den spanischen Süden. Man hat ihn. der ,,Pelle, der Eroberer 44 schrieb, als Arbeiterdichter bezeichnet, man hat ihm eine proletarische Herkunft nachgesagt — das trifft nicht unbedingt zu und trifft vor Allem das Ganze seines Wesens und Schaf fens nicht. Sagen wir lieber, daß er ein Schilderer der Wirklichkeit, ein Erzähler MARTIX AXDERSEX-XEXÖ von Elend und vom Mühen der Menschen, Zeichnung von Erich Ohser von der Gewalt und vom Glanze der Natur ist. daß er ein Erbe der naturalistischen Ehrlichkeit, ein Meister der schlichten Sprache und ein im besten Sinne Volkstümlicher ist. Martin Andersen-Nexö, was könnte man kürzer und größer von ihm reden, ist Einer aus der Gefolgschaft Zolas, ist ein brüderlich benachbarter der Maxim Gorki und Panait Istrati — den namenlosen Scharen der arbeitenden Menschen nah, ein Ge stalter der Wirklichkeit in Heimat und Fremde, Einer, der die Welt in Worten fängt — um des Werdens und der Wahrheit willen. G. BERG Bibliografische Notiz: Von Andersen-Nexö erschienen in deutscher Sprache: ..Pelle* der Eroberer“, Inselverlag, Leipzig; im See-Verlag, Konstanz: „Tiefseefische“, „Lob gesang aus der Tiefe“, „Eine Mutter“, „Sonntage“ und das Rußlandbuch „Dem Morgen zu“. Im gleichen Verlag erschien eine ausgezeichnete Monografie über Ander sen-Nexö von K. K. Nicolaisen. Ferner erschienen als Volksausgaben in der Bücher gilde Gutenberg, Berlin: „Pelle, der Eroberer“, „Stine Menschenkind“ und „Sonnen tage“. Im I. A. H. Dietz-Verlag erschienen: „Die Familie Frank“, „Die Passagiere der leeren Plätze“, „Die Sühne“, „Proletariemovellen“ und „Bauernnovellen“. NEUE UND ALTE SPRECHKÖRE Sprechköre zu schreiben ist eine undankbare Angelegenheit. Autoren von Rang wissen daher ihre Produktion ertragreicher anzulegen. So begegnet man meist namen losen Arbeiten, die mehr Werkstattarbeit als Dichtung sind. Dasselbe gilt für die Verlagsanstalten. Wo dennoch Versuche zur Veröffentlichung und Drucklegung ge macht werden, sollen sie anerkannt werden. Weil diese Tätigkeit weniger eine Renta bilitätsfrage als eine moralische Verpflichtung zur Ursache hat.