DER DICHTER DES „SCHWEJK“ ALS REVOLUTIONÄRER POLITIKER DOKUMENTE VON JAROSLAW HASEK „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ gehören zum Bestände der Weltliteratur, und ihr Autor Jaroslaw Hasek hat Anspruch darauf, heute und dereinst mit Cervantes, De Coster, Grimmelshausen und Swift in einer Reihe der großen politischen Roman-Pamfletisten ge nannt zu werden. Das Interesse, das die gesamte Kulturwelt Haseks großem Romanwerke entgegenbrachte und entgegenbringt, ist kein ästetisches, sondern vornehmlich ein politisches. Deshalb dürfte auch die politische Haltung Haseks in dem wichtigsten Abschnitte der neueren Geschichte, dem Kampfe der russischen Bolschewiki um die Macht, die weitesten Kreise interessieren. Bis 1923 gingen dunkle Ge rüchte, daß Hasek an der bolschewistischen Revolution teilgenommen habe, einzelne Äußerungen seiner Zeitgenossen und von ihm selbst weisen darauf hin. Danach konnte der wiener „Abend“ eine Artikel serie veröffentlichen, in der Haseks Leben und seine Teilnahme an der russischen Revolution anschaulich geschildert wurden. Nunmehr hat Karl Kreibisch (Moskau) ein Zeitungsblatt entdeckt, das den Namen „Sturm“ führt und in Irkutsk im Jahre 1920 von einer „Inter nationalen Sektion der politischen Abteilung der 5. Armee“ in deutscher Sprache herausgegeben wurde. Das Blättchen, das nur zwei Seiten Umfang hat, diente als Propaganda-Organ unter den Kriegsgefangenen deutscher Sprache und trägt die Signierung: „Verantwortlicher Redakteur Jaroslaw Hasek.“ Karl Kreibisch berichtet darüber Folgendes: „Nur zwei Nummern des ,Sturin‘ liegen vor mir, die Nr. 22 vom 10. Juli und die Nummer 24 vom 17. Juli 1920. Aber der Inhalt zeigt zur Genüge, daß ihr Redakteur ein überzeugter und leidenschaftlicher Politiker war.“ Was Hasek schrieb, ist mit soviel Begeisterung und Witz getränkt, daß man bei der Lektüre das erbärmliche Deutsch vergißt, das der Tscheche Jaroslaw Hasek schrieb. In Nr. 22 steht ein von Hasek gezeichneter Leitartikel: „K. u. k. Schafskopf.“ Der Held dieses Artikels ist ein Kadett der k. u. k. österreichisch-ungarischen Armee, der sich mittels eines weiland vorschriftsmäßigen „Dienstzettels“ zur Verwendung beim Ab transport der Kriegsgefangenen meldet und sich — noch zwei Jahre nach dem Verschwinden des alten Österreich-Ungarn und seiner k. u. k.