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DIE SIEBEN NEUIGKEITEN Die Fühl er Die „Fünfzig llelclenbilder deutschvölki- scher Führer“' des II. Heinz Eisgruber, deren erstes lieft in Leipzig erschienen ist, sind unerschöpflich. Der gerichtsaktenmäßige Leumund der 5o Helden ergibt zusammen ungefähr das ganze Strafgesetzbuch. Die Eigentumsdelikte erfreuen sich dabei beson derer Vorliebe. Verwirrend ist die W esens fülle dieser 5o Persönlichkeiten deutscher Art. Drei Namen aber hämmern sich durch ihren bloßen Klang für alle Zeiten ins Hirn. Max Schleppegrell, Führer des Schlageter- bundes, Zivilberuf Schauspieler und Buch händler. Acht Monate wegen Preistreiberei. Konrad Schliephacke, M. d. 11.. Ritterguts besitzer und Oberamtmann. Läßt sich vom Landarbciterverbandverklagenund pfänden, weil er „nicht einmal die sehr niedrigen Tariflöhne an seine Leute bezahlt“. Albert Ilebestreit, Führer des Werwolf, Zivilberuf Drogist, Alkoholiker, Glücksspieler. Hat Gelder unterschlagen. W eiche Namen! Hier wahrhaft nicht Schall und Rauch. Schleppe grell, Schliephacke, Ilebestreit: wie beschei den war das göttliche Gehirn, das Namen und Gestalt für llabehald und Eilebeute er fand! Der Sprache hat es in ihrem uner- schöpflichenllatschluß gefallen, drei apoka lyptische Visionen erstehen zu lassen. Neben der zermalmenden Gewalt der drei Worte verblassen alle ehrlichen Anstrengungen der drei Namensträger, sich der Namen würdig zu erweisen. Burcaubedarf In Hamburg fand im Rahmen einer Bu- rcau-Bedarfsausstellung ein Schreibmaschi nenweltschreiben statt. Unter dem schönen Titel ,,Schreibmaschinenschlacht‘'. Es ging schlachtgemäß genug zu. Nachdem Anspra chen gehalten, Erläuterungen erteilt worden waren, erscholl der Ruf: Achtung! Ein Klingelzeichen ertönte und dann das Kom mando: Los! „Ein ohrenbetäubendes Trom melfeuer von mehr oder minder zarten und zierlichen Händen und Händchen setzte ein. Tausend Finger bearbeiteten mit unbarm herzigen Schlägen die Tastaturen. Blitzartig zuckten sie hin und her in rasender Schnel ligkeit. Da die ersten Opfer! Etliche halten das Tempo nicht durch, sie haben Unglück, die Typen schlagen zusammen, wollen ver bessern, verlieren Zeit. Dann wieder ein Klingelzeichen:Schluß! Entspannung; man sinkt zurück in den Stuhl. Das kostet Ner ven! Neue Aufgabe! Wieder das knatternde Geräusch der Maschinen. Und dann war die Schlacht geschlagen.“ So der anschau liche SchlachtUcricht in der Zeitung. Es war beinahe ein Ersatz für jene, die bisher durch ihr Geschlecht verhindert waren, sich an ohrenbetäubendem Trommelfeuer zu betei ligen. Der greise Berater Der liebenswürdige Greis sprach zu dem unternehmungslustigen jungen Mann: „Mein lieber Junge, Sie scheinen mir zu den wenigen jungen Leuten zu gehören, die ein wenig Verstand haben. Ich möchte Urnen darum auf Ihre Frage möglichst wahrheitsgetreu antworten — wenn ich nur wüßte, was Sie für die Y\ ahrlieit halten. Wollen Sie die augenscheinliche oder die verborgene Wahrheit? Wollen Sie die gegenwärtige oder die zukünftige Wahrheit, die siegreiche oder die sich siegreich opfernde Wahrheit? Alle diese Wahrheiten sind gleich unbestimmt und selbstverständ lich, handgreiflich und schwindelhaft und bekommen Bedeutung erst durch die Leiden schaft oder Gemütsschwere des Mannes, der einer von ihnen zum Opfer fällt oder eine von Ihnen als sein Werkzeug erwählt. Sagen Sie mir also, bitte, was wäre Ihnen die will kommenste Antwort auf Ihre Frage, und ich will Ihnen dann diese Antwort geben, ich will Ihnen beweisen, daß es die richtige Antwort ist und Ihnen alle Zweifel nehmen, als ob es etwa noch eine andere Antwort geben „könnte. Sprechen Sie, bitte.“