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erlen — man kennt ihn noch von sei nem Roman „Die schmerzliche Scham“, 1914 — lanzierte, brillanter Tänzer, der er ist, die nach unten stark ver- schlankt anliegende Frackhose. Man muß seine Figur haben. Die Toiletten der Damen: Aus der Fülle nur Weniges. Baronin Nostitz, immer noch das schöne von Rodin ver ewigte Haupt stolz tragend, im Stil kleid weiß Gourdeille mit Pelz Suhnam, den man seiner großen Seltenheit wegen noch wenig sieht. Frau Dr. Rosi G., in Goldspitze bestickt und inkrustiert mit Türkisen. Über dem scharmanten Figürchen übersah man gern die weiße Perücke. Lisa Benedict hatte ihren prachtvollen Rubens in dunkellila Chadourne gehüllt, benäht mit marok kanischen Pailletten aus vielfarbiger Mica. Sie sah aus, wie aus einem Pa radiese entschlüpft. Prinzessin Sawa- dakra Cheyla, die schönste indische Fürstin auf dem Kontinent, in stumpf grünen Schals aus alter Manotte - Seide. Frau von Zitzewitz versuchte mit großem Erfolg ein zart aquarelliertes Kleid hellgelbe Merveille Saturee. Frau Rene Sintenis in schwarzem Kraou, besetzt mitYorkin, ein Fell, das wie gold- bepudert aussieht. Charlotte Schulz und Rosa Valetti Prachtvoll stand ihr der Kopfschmuck aus Adlerfedem. Herr KurtKorff stellte sich unter deren Schatten und träumte Abenteuer auf der Savannah. Es war ihm ganz indianisch zumute. Frau Haller schlank und geschmeidig in Scharlach Perouse, sehr tief in den Rücken ausgeschnitten. Da sie ihr un zählbares Blondhaar nicht mehr trug wie der selige Sär Peladan das seine, weit hin über das Haupt gebreitet, son dern kurz und gut wie Bubi, mußte sie immer wieder versichern, daß sie es sei. Wer noch zweifelte, bekam von Freun den das Ehrenwort. Madame Haya- noschi. . . aber es sei genug damit, der schönen Leserin lange Zähne zu machen durch Aufzählung der schneiderischen Wunder. Es war sehr spät, als der Berichter statter heimging. Und doch noch immer zu früh. Denn als ich gestern, zwei Tage nach Beginn des Balles, bei Flechtheim vorbeifuhr, sah ich die letzten neun Gäste das Haus verlassen, frisch wie am ersten Tag. „Du übertreibst“, sagte hier HeinzTiedemann, „es w r arjasehr hübsch, aber diese neun haben erst jetzt ihre Garderobe wiedergefunden. Neun Personen suchten zw r ei Tage lang ihre Män tel und Paletots." in „Frau Warrcns Gewerbe 7 (Tribüne). 40