Gesellschaftskleider auf Pariser Bühn en Die Pariser Bühne ist im wesentlichen nur noch Konversationsstück. Die Revuen sind ameri kanisch, die Operetten wienerisch, das literarische Theater irgendwie deutsch-skandinavisch orien tiert; aber die Konversationsstücke sind pari- serisch. Und setzen ruhmreich eine Tradition fort, die im Dialog des jüngeren Crebillon in auguriert wurde, mit Porto Riehe zur Vollreife sich entwickelte und in la de Flers zur Fülle einer Herbstreife wurde. Sacha Guitrys dialogische Finessen zeigen schon den Beginn eines Um schlages in die Comedia dell’ arte. Der französische Regisseur des Konversations stückes ist kein Reinhardt; er sucht keine Bühnenbilder, keine Bedeutungspausen mit stummem Spiel, denn zu alldem hat er keine Zeit; was er braucht, ist Tempo der Situationen und dazu Tempo des Dialoges. Die Sprech technik des französischen Schauspielers ist wunder voll; es ist der ganze Geist der französischen Sprache, der in ihr lebendig ist und aus ihr zurückflutet in die Sprache des täglichen Lebens. Enger mit dem Theater verwachsen als die Kultur eines jeden anderen Volkes, wird die Bühne für das äußere Leben hier immer maß gebend sein, im Sprechen, Gehaben, Essen und Anziehen. Nicht zuletzt im Anziehen. Die französische Mode hat in den Bühnenkleidem des Konver sationsstückes immer ihren vornehmsten und ausschlaggebenden Exponenten ge funden, und wenn auch Longchamps als die spezifische Modeschau des Frühjahrs gilt, so ist die Mode dennoch erst sanktioniert, wenn sie von der B ühne übernommen worden ist. Es ist daher das Bestreben erster Modehäuser, vor allem für die 15