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Seite 48 Das Neue Rußland Nr. 1 ji Allgemeines Zur Neureglung der Erbschafts- und Schenkungs steuer in der Sowjetunion. Die Zentralregierung hat dem Präsidium des Zentral-Exekutiv-Komitees der UdSSR, ein neues Projekt der Erbschaftssteuer zur Genehmigung vorgelegt, nach dem die Abschaffung der Höchstgrenze für Erbschaften und Schen kungen beschlossen wurde. Erbschaften unter 1000 Rubel sind steuerfrei, von Erbschaften bis 2000 Rubel beträgt die Steuer 1%, bei Erbschaften von 2- bis 6000 Rubeln werden von den ersten 2000 Rubeln 20 Rubel Steuer erhoben und von der Restsumme 5%. ln dieser Weise erhöhen sich die Steuersätze progressiv und zwar so. dall bei einer Erbschaft von 40 000 bis 100 000 Rubeln von den ersten 40 000 Rubeln 3540 und von der Restsumme 25% Steuern erhoben werden. Bei einer Erbschaft von 100 000 bis 200 000 Rubeln beträgt die Steuer 18 540 Rubel für die ersten 100 000 Rubel und 40% für den Rest, bei einer Erbschaft von 200 000 bis 500 000 Rubeln beträgt der. Steuersatz 58 540 Rubel und 60%. Wenn die Erbschaft über 500 000 Rubel beträgt, so werden von der ersten ^jMillion fast oO^o und von der restlichen Summe 90% als Steuer erhoben. Für Schenkungen betragen die Steuersätze genau die Hälfte der Erbschaftssteuer. Stiftungen sind steuerfrei. Ein Kongreß der früheren politischen Sträflinge der Sowjetunion hat in Moskau unlängst stattgefunden. In den Vorträgen wurde die Revolution und der Dekabristenaufstand behandelt. Unter anderem sprachen Trotzki, Felix Cohn, \ era Figner. Die Gesellschaft zählt zu ihren Mitgliedern 1129 zu Zwangs arbeit Verurteilte. 614 Verschickte und Verbannte. 129 zum Tode, 83 zu lebenslänglichem Zuchthaus Verurteilte. Insgesamt ver brachten die Mitglieder der Gesellschaft 10086 Jahre im Gefängnis, 1041 in der Verbannung und 1241 Jahre in der Emigration. Samojedenkongreß. In Kolwa im Nordural fand der erste Samojedenkongreß der Großen Samojedentundra statt. Der Kongreß sprach der Sowjetmacht für ihre Bildungsarbeit unter den nationalen Minderheiten im allgemeinen und den Samo jeden insbesondere seinen Dank aus. Wohnungsbauausstellung in Moskau. Das ohnungs- baukomitce des Moskauer Rates erhielt von dem Deutschen Architektenverband ein Projekt der Veranstaltung einer Wohnungsbauausstellung in Moskau. Das Projekt ist an genommen worden. Die Ausstellung hat den Zweck die Bevölkerung Moskaus über den Wohnungsbau in Deutschland und in erster I-inie über den Bau von Wohnhäusern für Arbeiter zu informieren. Eine neue Bau-Aktiengesellschaft ist in Leningrad unter der Beteiligung einiger Leningrader Trusts (Papiertrust, Ledertrust, Tabaktrust u. a.) gegründet worden. Die Gesellschaft, die den Namen ..Promstroi” trägt, hat die Errichtung von Fabrik gebäuden und industrieller Betriebe zur Aufgabe. Erfindertätigkeit in Rußland. Im abgelaufenen Wirt schaftsjahr sind nach den amtlichen Mitteilungen des Industrie bureaus von 36 Leningrader Fabriken insgesamt etwa 200 Neu erfindungen erworben und größtenteils praktisch verwandt worden. Die dafür verteilten Prämien haben einen Gesamtbetrag von 17 950 Rubeln. Der Gesamtindex für die Lebenshaltung stieg in Moskau im Verlaufe des letzten Quartals von 18 Rubeln 67 Ko peken' 1 auf 20 Rubel 9 Kopeken und in Leningrad von 18 Rubeln 78 Kopeken auf 19 Rubel 94 Kopeken. Das heutige China. (Der Kampf um den chinesischen Ab satzmarkt.) Verlag der Leningrader Gouvernementssektion für Volksbildung. — Leningrad 1925. Preis 0,70 Rubel. Es ist keine leichte Aufgabe, sich ein klares Bild von den Er eignissen zu machen, die sich jetzt in China abspielen. In hohem Grade erschweren den Einblick in die Ereignisse die verwickelten wirtschaftlichen, politischen, geographischen und mitunter auch örtlichen Verhältnisse der 18 Provinzen, die in ihrer Gesamtheit die heutige chinesische Republik bilden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die heutigen Ereignisse in China nichts anderes darstellen als ein Auflehnen des chinesischen Volkes gegen das fremde Kapital, das seit jeher bestrebt war. durch ein System kompliziertester Maßnahmen den gewaltigen chinesischen Absatzmarkt seinen Interessen zu unterwerfen. Der Verfasser beginnt daher damit, ein Bild von China als Absatz markt zu entw’erfen und seihen Umfang und Aufnahmefähigkeit dieses Marktes klarzulegen. In gedrängter Form schildert er den chinesischen Außenhandel, die bedeutendsten Handelshäfen, sowie die Landwirtschaft und Industrie des Landes. Der Verfasser untersucht die wirtschaftliche Lage Chinas und nimmt dabei die Interessen der Großmächte unter die Lupe; um ein genaues Bild der heutigen Lage zu zeichnen, gibt der Verfasser Einzelcharakteristiken der Sonderinteressen Englands, der Ver einigten Staaten Nordamerikas und Japans. Zum Schluß be handelt Professor Posdneew noch die finanzielle Abhängigkeit Chinas vom Auslande und schildert im allgemeinen Umrissen die im Lande bestehenden politischen Parteien und Gruppen. Die knappe, aber äußerst interessante Arbeit ist — für einen breiten Leserkreis bestimmt — in leicht faßlicher Sprache ge schrieben; das Buch ist mit einer schematischen Karte des heutigen Chinas versehen. Rußlands Handel mit dem Osten. Unter vorstehendem Namen wird von der Russischen Handelskammer für den Osten in Moskau eine Zeitschrift herausgegeben (Einzelheft 90 Kop.), deren Spalten der Erörterung der Gegenwarts- und Zukunfts probleme des Handels zwischen der Sowjetunion und dem ge samten Osten nebst erschöpfender Berichterstattung über den ein schlägigen Handelsverkehr gewidmet sind. Die Ausarbeitung sowie die praktische Anwendung der zahlreichen, der Festigung der wirt schaftlichen Beziehungen der UdSSR, zu den Ländern des Ostens dienenden Maßnahmen, geschieht im engsten Zusammenwirken der zuständigen Behörden mit der Russischen Handelskammer für den Osten und zwar sowohl mit der Moskauer Zentrale als auch mit den zahlreichen Zweigstellen des Instituts. Die obengenannte Zeitschrift führt uns in den Aufgabenkreis der sowjetrussischen Osthandelspolitik ein, die nicht mir die Steigerung der Waren umsätze. sondern auch die Hebung der in den östlichen Ländern schlummernden Produktionskräfte zum Ziele hat. Man findet hier regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche Lage und die gegenwärtige Handelskonjunktur Persiens, der Türkei, Afghanistans, Ägyptens, Syriens, Palästinas, Chinas, Japans, der Mongolei usw. nebst Preisnotierungen für die sämtlichen auf den wichtigsten Marktplätzen des Orients gehandelten Import- und Exportwaren. Das Jahr 1926 ist das vierte des Bestehens der Zeitschrift ..Ruß lands Handel mit dem Osten 4 *. An der Spitze ihrer Redaktion stehen die hervorragenden Wirtschaftler Michael Pawlowitsch und A. Chodorow — des Präsidenten und Vizepräsidenten der Russischen Handelskammer für den Osten — sowie D. Schmorgoner. Dr. Paul Lewin