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Nr. 1/2 Das Neue Rußland Seite 45 sichten der Erzindustrie in diesem Gebiete weitgehend zu er gründen. Laut dem Gutachten der deutschen und der sowjet- russischen Kommissionen können im genannten Gebiet im Laufe der nächsten fünf Jahre folgende Mengen Erz gewonnen werden: 1925—1926: 215 Millionen Pud Eisenerz. 1926-1927: 260 Mil lionen. 1927 1928: 330 Millionen. 1928- 1929: 400 Millionen Pud. in den weiter folgenden Jahren soll die Ausheute von Eisenerz 600 — 650 Millionen Pud jährlich betragen. Die Ausbeute von Manganerz soll gegen 1928—1929 etwa 100 Millionen Pud im Jahre, sowie 150 Millionen Pud in den weiterfolgenden Jahren betragen. Die Forschungen der deutschen Kommission ergaben, daß die Ausbeute sich schnell und erfolgreich entwickelt und daß die Or ganisation der Betriebe des „Süderz-Trusts'' mustergültig ist. Die chemische Industrie der Sowjetunion ist in drei Haupttrusts zusammengeschlossen. Im Jahre 1926 werden 30 chemische \\ erke in Betrieb sein. Der Wert der Produktion wird auf 49 326 000 Rubel veranschlagt. was eine Steigerung um 180% g e gen das Vorjahr bedeutet. Die Industrie der Ukraine. Die Ukraine war während des Bürgerkrieges der Schauplatz der blutigsten Kämpfe. In folgedessen hat ihre irtschaft am meisten gelitten, so daß ihre Industrieproduktion auf 10% der gesamten Produktion der Sowjet union (gegen 25% vor dem Kriege gesunken war.) Um so be merkenswerter sind die Fortschritte, die die ukrainische Industrie, dank der planmäßigen Betriebsorganisation, in den letzten Jahren erzielt hat. Der ^ ert ihrer Produktion ist von 204.2 Millionen Rubel im Jahre 1922 1923 auf 524.2 Millionen Rubel im Jahre 1924—1925 gestiegen und beträgt z. Z. 20,9% der Gesamtproduktion der Sowjetunion und 80% der Vorkriegsproduktion. Die Industrie im Uralgebiet zeigte im Jahre 1924-25 ein Bild der intensiven Entwicklung, so daß das vorgesehene Pro duktionsprogramm überschritten wurde. Die Produktion stieg dem Werte nach von rund 76,5 Millionen Vorkriegsrubel im Jahre 1923-24 auf 131 Millionen Rubel im Jahre 1924-25. was eine Er höhung von über 70% in einem Jahre bedeutet. Der Widerher stellungsprozeß ist in vollem Gange. Im Jahre 1924-25 wurden 22.4 Millionen Pud Gußeisen, 35 Millionen Pud Martineisen. 24.8 Mil lionen Pud Walzeisen, ferner 102,7 Millionen Pud Kohle, 52 Mil lionen Pud Eisenerze, fast 10 Millionen Pud Kupfer produziert. Nach den Berichten aus dem Uralgebiet hat die Leistungsfähigkeit über 85% der Vorkriegsnorm erreicht. Das Programm für das laufende Wirtschaftsjahr sieht eine Produktion im Gesamtwerte von 175 Millionen Vorkriegsrubeln vor. Falls das Programm durchgeführt werden könnte, würden 80% der Produktion des letzten \ orkriegsjahres 1913 erreicht sein. U. a. sollen im laufenden Jahre 34.9 Millionen Pud Gußeisen, 42,8 Millionen Pud Martin eisen. 81 Millionen Pud Eisenerze. 26 Millionen Pud Kupfer usw. produziert werden. In diesem Jahre werden etwa 106000 Arbeiter in der Uralindustrie beschäftigt werden. Die Wirtschaftslage Armeniens. Nach amtlichen Angaben betrug die Gesamtproduktion der Industrie Armeniens im abgelaufenen Wirtschaftsjahr rund 8 Millionen Goldrubel, die der Landwirtschaft rund 29 Millionen. Die Situation der Land wirtschaft Armeniens wird als überaus primitiv gekennzeichnet, wenn auch die Anbaufläche seit 1922, wo sie nur 30% der Vor kriegszeit betrug, im Jahre 1925 auf 80% der Vorkriegszeit ge steigert wurde. Der Baumwollanbau erreichte nur erst 32% der ^ orkriegszeit, die \iehzucht 61%, und auch der W einbau blieb hinter der Friedensausdehnung immer noch weit zurück. Nur die Ölsaatenkulturen haben die \ orkriegsnorm überschritten. Neu innerhalb der armenischen Wirtschaft ist die Anlage von Tabak plantagen und die Aufnahme der Bienenzucht. Trotzki über die Weltwirtschaftsentwicklung. Im Verlauf einer Konferenz der bekanntesten Volkswirtschaftler der Union, und meist solcher, die über weitgehende praktische Ausländserfahrungen verfügen, wurden die ..Entwicklungs- und Richtlinien der Weltwirtschaft*' beraten. Dabei kam zum Ausdruck, daß die kapitalistische W irtschaft im Augenblick ganz besondere Entwicklungschancen habe. Trotzki bestätigte diese Auffassung in seiner zusammenfassenden Rede, erklärte aber unter allgemeiner Zustimmung, daß die Chancen der kapitalistischen W irtschaft ganz besonders Englands von keiner besonderen Dauer sein könnten, sondern daß ihr nur ein zeitweiliger Charakter innewohne. Die englische Arbeitslosigkeit könne nicht mehr restlos überwunden werden. Die Entwicklung des amerikanischen Kapitalismus ge schehe auf Kosten des europäischen Kapitalismus. Europa werde von Amerika automatisch planmäßig weiter und weiter zurück gedrängt werden. Trotzki rechnet damit, daß die gewaltige Ent wicklung Amerikas noch etwa bis zum Jahre 1940 andauern werde. Die Entwicklung der russischen Ausfuhr. Im ersten Quartal 1925-26 betrug die Gesamtsumme der russischen Ausfuhr 172,8 Millionen Rubel gegen 119.2 Millionen im 1. Quartal 1924-25 und 148.1 Millionen im 1. Quartal 1923-24. Die Ausfuhr im 1. Quartal 1925-26 beträgt also 116.7% der Ausfuhr im ersten Quartal 1923-24. Die Einfuhr belief sich im 1. Quartal 1925-26 auf 194,1 Millionen Rubel gegen 101 Millionen im 1. Quartal 1924-25 und 85,6 Millionen im 1. Quartal 1923-24. Die Einfuhr im ersten Quartal 1925-26 macht also 236,9% der Einfuhr im 1. Quartal 1923-24 aus. Während im I. Quartal 1923-24 eine Aktivität der russischen Handelsbilanz von 62.5 Millionen und in der gleichen Zeit des nächsten Jahres um 18,2 Millionen erzielt worden war, gestaltete sich die Handelsbilanz im 1. Quartal 1925-26 um 21,3 Mil lionen passiv. Die Handelsbeziehungen der Union mit China und der Mandschurei waren Gegenstand einer Sitzung der russisch-östlichen Handelsabteilung. Nach amtlichen Mitteilungen sagte der Bericht des Handelsvertreters der Union in China, Kly- schko, daß die Handelsumsätze Rußlands mit China und der Mand schurei beträchtlich angewachsen sind. Ihr ^tert habe im abge laufenen Wirtschaftsjahr 20 Millionen Rubel erreicht. Es sei eine fortwährende Befestigung des Handels der Union im irtschafts- leben Chinas festzustellen, die sich auch gegen die anwachsende Auslandskonkurrenz durchzusetzen vermöge. China messe seiner Teeausfuhr nach Rußland besondere Bedeutung bei. In China selbst herrsche eine lebhafte Nachfrage nach russischen Naphtha produkten. sibirischem Holz. Kohle, Fisch- und Textilwaren. Der Boykott der ausländischen und besonders der englischen M aren durch die Chinesen habe die Nachfrage nach russischen Waren in den letzten Wochen und Monaten bedeutend verstärkt und eröffne der russischen Ausfuhr besonders günstige Aussichten. Rußland könne seine Warenausfuhr erweitern und steigern, nament lich für Soda, Kreide, Tabak, aber auch zahlreiche andere Waren. Vermehrung der asiatischen Handelspunkte der Union. Das Präsidium des obersten Wirtschaftsrates stellt in einem Bericht an den Rat für Arbeit und Verteidigung die Festigung der Handelsverbindung zwischen Mittelasien und dem europäischen Rußland fest. Der Textiltrust steigerte seine Absatzpunkte im letzten Jahre von 10 auf 27, die Teeverwaltung von 8 auf 21, und das Naphthasyndikat verdoppelte die Anzahl seiner Handelspunkte.