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Seite 34 Das Neue Rußland Nr. 1 2 wieder zu errichten. Von primitiv oder gar wild, kann liier keine Rede sein. Die Kultur der Tataren, die einen großen Einfluß auf die russische hatte, nahm in sich die Kultur frem der Länder auf. Aus dem Innern Asiens brachte sie zweifellos Spuren fernöstlicher (chinesischer) Kultur mit. Die Verschiebung der Horden durch Mittelasien verursachte die Aufnahme turkestanischer Elemente. Auf ihrem Wege nach Rußland unterlagen sie noch verschiedenen Einflüssen, wie den bulgarischen, byzan tinischen, mameluk-ägyptischen und saldschuk-klein- asiatischen. Verschiedene Vi ahrzeichen materieller Kultur, architektonische Denkmäler, Münzen. Geschirr usw. beweisen dies deutlich genug. Dies alles ver arbeitete und formte sich auf dem lokalen Roden und ergab mit der Zeit ein kulturelles Ganzes. Jetzt kann man schon begründet von der Kultur und Kunst der Solotaja-Orda sprechen. Sehr interessant ist die Frage der verschiedenen lokalen Erscheinungen der sich weit ausbreitenden, großen kulturellen ßestrebungen der Zeiten der Solo- taja-Orda. Hier ist es wesentlich, die Anfänge des Altertums der Krim-Tataren zu studieren, da das Ergebnis diese Frage in neuem Licht zu zeigen vermag. Die Ausgrabungen des Jahres 1924 in Eski-Jurta (Nähe von ßachtschisaraj) ergaben prachtvolles ße- weismaterial, vorzüglich Grabsteine mit interessanten Aufschriften und Ornamenten. Die Krim-Zik und die Krim-Sownarkom beschlossen zusammen mit der wissenschaftlichen X ereinigung für Ostkunde bei Zik SSSR. eine wissenschaftliche Forschungsexpedition im Juli-August 1925 zwecks Studiums der Denkmäler der alten Krim (Solchat) zu entsenden. Wie zu erwarten war, ergaben die Aus grabungen in der Krim (unsere Ausgrabungen waren die ersten, da hier noch nie Forschungsarbeiten vorge nommen wurden) äußerst kostbares und nettes Material zur Erforschung der Kultur des Solotaja-Orda. Solchat war im 13. (zweite Hälfte) und 14. Jahr hundert ein bedeutendes ökonomisches und kultu relles Zentrum. Hier trafen sich unzählige Kara wanen. die Waren aus den verschiedenen Ländern des Ostens mit sich führten, hier hörte mail die Sprachen vieler Länder, hier wurden große Geschäfte getätigt und hier spielte sich tlas damalige ßörsenleben ab. Kleinasien. Ägypten und Turkestan, sogar das ferne Indien befanden sieh in Handelsbeziehungen zu der blühenden Tatarenstadt, deren Mauern nach einer alten Sage nur in einem halben Tag zu umreiten waren. Abgesehen von der W ohlhabenheit der Stadt Solchat, stellte sie das Zentrum der Kultur und den Mittelpunkt der derzeitigen Bildung und Kunst dar. Zwischen den Bergen Ararmisch erglänzte diese mär chenhafte Stadt in den grellen Farben des Ostens. Jetzt noch begegenen wir aut Schritt und Tritt Denkmälern, den Wahrzeichen des Altertums. Der Expedition ist es gelungen, eine große Anzahl Denk mäler von besonderem Interesse zu entdecken und zu sammeln. Gefunden wurden mehr als 79 Grab steine mit bezeichnenden chronologischen Daten und interessanten Ornamenten. Einer der merkwürdigsten Grabsteine (Abb. 1) entstammt dem Jahre 1309, d. h. der Zeit, die vor der Erbauung der Moschee von Usbek. lag. Bisher wurde diese Moschee als ältestes Denkmal der Tataren in der Krim betrachtet. Die Ornamente der übrigen Grabsteine zeigen den Ein fluß des islamischen Agvptens und der Türken-Seld- Grabstein m.derAufschrift:,,Allah,das ist dasGrab Dewlet-Khan,Tochter des Chadschi-Abdullah. 1309“ schucken. Kostbar und bedeutend sind die in großer Anzahl Vorgefundenen Münzen. Der größte Teil ent fällt auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es befinden sich auch unter ihnen Stücke, die den letzten Jahren des 13. Jahrhunderts entstammen. Zugleich mit den mitgebrachten sieht man auch in der alten Krim geprägte Münzen. Die Expedition untersuchte die territorialen Grenzen Solehats, die später von der Bevölkerung des jetzigen kleinen Städtchens nicht bewohnt werden. Als End ergebnis konnte man einen generellen Plan der alten Stadt mit der Bezeichnung der bisher entdeckten Denkmäler ausarbeiten. Um die typischen Besonderheiten der Stadt Solchat als Handels- sowie als Kulturzentrum kennenzulernen, wurden zwei archäologische X ersuche gemacht, die in Ausgrabungen übergingen. Der erste \ ersuch wurde auf dem Territorium von Karawan-Saraj unternommen, welches den Zufluchtsort unzähliger Karawanen bildete, die nach Solchat zogen. Hier stellte es sich zum ersten Male heraus, daß es wirklich Karawa-Saraj und nicht Khan-Saraj oder das Münzhaus waren, wie viele an- nahtnen. Interessante Überreste einer altertümlichen XX asser- leitung wurden entdeckt, außerdem förderten die Ausgrabungen eine große Anzahl Fragmente ver schiedenartig bemalten Geschirrs und anderes zutage. Die Gesamtzahl der gefundenen Gegenstände übersteigt 1000. Sehr charakterist isch sind die Überreste einerTöpfe- rei, die auf Heimarbeit hindeuten. Das große Terri torium. das Karawan-Saraj einnimmt (2500 (Juadratkin.) bedarf noch einer gründlichen Erforschung.