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\r. 1 2 Das Neue Rußland Seite 21 Die Sonnenblume ist für die W olgadeutscke Republik eine spezifische Kultur. 1916 nimmt sie 1% der Anbaufläche ein und erreicht 1925 5,31%. Es ist eine technische, viel Pflege beanspruchende Kultur, die in mehreren Kantonen als Hack frucht in den Saatwechsel eingeführt ist und somit eine sichere Stellung erlangt hat. Der Sonnen blumenbau entwickelt sich zusehends, und die Saatfläche wird sich in Zukunft augenscheinlich vergrößern, da von den ^ ersuchsanstalten neue, den ansteckenden Krankheiten gegenüber wider standsfähige Sonnenblumensorten gezüchtet wurden. Die Kartoffel wird sowohl auf dem Felde wie auf den Hofländereien angebaut, wobei im all gemeinen die Anbaufläche zunimmt. Eine besondere Stellung in unserer Landwirt schaft nimmt der Tabak ein. Obgleich der Tabak, nach der Größe seiner Anbaufläche (statistische Angaben fehlen), nur eine geringe Rolle spielt, ist er doch für die W irtscliaft von großer Be deutung. Im Mißjahre von 1924 hat sich in den Kantonen, wo Tabakbau getrieben wird, der \ ieh- bestand vergrößert, in anderen Kantonen da gegen vermindert. Den durchschnittlichen Ernteertrag in Pud für das Jahrzehnt 1909 bis 1918 (die Mißjahre aus geschlossen) veranschaulicht folgende Tabelle: z . - . - —' z — T — In den Jahren 3: > SX _ N > ä? £ Ü > *2 > S I -2 > 3 - Xi u * 3 S Tabak ii l’ud v. 1 1 1909 bis 1918 27.5 26,7 28,6 25.8 21.5 254,2 100 — 110 1925 28 22 27 65,5 100 - 110 Obige Ziffern sprechen von einem äußerst niedrigen Ernteertrag aller landwirtschaftlichen Kulturen. Dies beweist, daß das jetzige System der Wirtschaftsführung schon veraltet und die W irtschaft ökonomisch geschwächt ist. Deshalb ist - unser Streben darauf gerichtet, die Bauern für eine vollkommenere W irtschaftsführung zu gewinnen und neue, ertragsfähige, dem trockenen Klima unserer Republik angepaßte Samen zu ziehen. Dieses Streben ist bereits mit Erfolg ge krönt : die Bauern suchen den Rat des Agronomen und wenden ihn gern in ihrer W irtschaft an. W as die Züchtung von neuen, dürrefesten Samen an belangt. so sind von der landwirtschaftlichen \ er- suchsanstalt einige Resultate erzielt worden, und zwar weicher und harter W eizen, Gerste, Sonnen blumen. Diese Selektionssamen werden vom \ er- band der Genossenschaften für Samenzucht ver mehrt. Die Roggenernte könnte durch regelrechte \ or- saatbereitung um ein Bedeutendes erhöht werden. In dieser Hinsicht besitzen wir genaue Daten der landwirtschaftlichen Versuchsstation, die auf die Möglichkeit einer Vergrößerung des Roggen ertrags hinweisen. Zieht man in Betracht, daß die Krasn\-Kuter Versuchsstation (Territorium der Wolgadeutschen Republik' in einem Zeit raum von 11 Jahren einen durchschnittlichen Jahresniederschlag von 269.1 mm verzeichnet, so werden die Angaben über den möglichen Ernte ertrag der Kulturen beweisend. Doch hat sich die gegenwärtige ökonomische Lage der Wolgadeutschen W irtschaft infolge der Hunger jahre derart gestaltet, daß die Förderung der regelrechten \ orsaatbereitung über ihre Kräfte geht. Gegenwärtig kommen auf einen Arbeiter 7.4 Deßjatinen, wogegen in der Vorkriegszeit nur 4.4 Deßjatinen auf einen Arbeiter kamen. Nur Kreditgewährung von seiten des Staates kann den Aufbau unserer Landwirtschaft beschleu nigen. Ebenso wie mit der Roggenernte steht es mit der Ernte der Gerste, des Mais und Tabaks. Trotz der durchschnittlich niedrigen Ernten besaß die Wolgadeutsche Republik solide LVer schlisse an Getreide sehr wertvoller Qualität. Die Sache ist die, daß früher die Aussaatfläche be deutend größer war und fast ausschließlich W eizen kultiviert wurde; dies gilt besonders für die W iesenseite, wo der Boden für den W eizenanbau sehr geeignet ist. Bemerkenswert ist die früher in der Wolgadeutschen Republik geführte Raub bauwirtschaft, wozu der große Landbesitz Anlaß gab. Der W eizen, als wertvollere Kultur, wurde fast ausschließlich und mehrere Jahre hindurch auf einem Felde angebaut. Der Boden wurde entkräftet und blieb lange Jahre als Brache liegen, um dann wieder mehrere Jahre hindurch unter einer und derselben Kultur exploitiert zu werden. Mit der Zeit, infolge des Zuwachses der Bevölkerung, wurden die Landverhältnisse schlechter und daher die alten Bearbeitungs methoden durch neue verdrängt. Somit wird es klar, daß sich früher gerade der Sommerweizen, als dominierende Kultur, durch seinen L berschuß auszeichnete. Dies illustriert am besten die unten angeführte Tabelle des Getreideexports in den Vorkriegsjahren 1909 bis 1913. Gesamtbetrag Getreideprodukte des Getreide exports Roggen . . \\ eizen- Koggen- ^ eizen mehl mehl andere 16,580 855 14.11 * t * 0 46 162 Die Zahlen bedeuten 1000 Pud. Zur Charakteristik des in unserer jetzigen Wirt schaft möglichen Getreideüberschusses werden nachfolgende Daten aus der Getreidebilanz