Volltext Seite (XML)
Nr. 1/2 Das Neue Rußland Seite 17 Tag-Adventisten darstellte. Wann diese Zeit schrift eingegangen ist, kann ich nicht sagen. Die „Saratower Deutsche \ olkszeitung“ existierte noch eine kurze Zeit nach dem Sieg der Oktoberrevolution in Saratow und wurde endlich als konterrevolutionäres Organ aufgehoben. Die „Deutschen Stimmen“ erschienen nach der Ok toberrevolution unter einem anderen Namen und unter dem Deckmantel einer landwirtschaftlichen Zeitung, bis sie im Frühjahr 1918 verboten wurde. Im „Verband der deutschen Sozialisten an der Wolga“'vollzog sich allmählich eine Kristallisie rung der Anschauungen, bis er endlich das Pro gramm der Bolschewiki annahm. Erst im März 1918 hatte er die Möglichkeit, eine größere Zei tung, den „Vorwärts“, herauszugeben. In dieser Zeit hatte sich der ganze Klassenkampf auf die nationale Frage konzentriert. Um die Möglichkeit zu erhalten, in den Kolonien ungehindert zu schalten und zu walten, schickte sich die Bour geoisie an, die Sowjetregierung anzuerkennen und auf Grund des Programms der bolschewistischen Partei eine Autonomie zu bekommen. Sie ver sammelte ihre linken Vertreter, die letztgewählten Vertreter in die Landschaftsverwaltungen, um durch diese Organisation die nationale Selbst bestimmung zu erreichen. Aber auch „der Verband der deutschen Sozia listen an der Wolga“ arbeitete an dieser Frage. Die Vertreter der beiden Organisationen trafen sich in Moskau beim Nationalitätenkommissar Stalin. Die Errichtung der nationalen Selbstver waltung wurde den Sozialisten anvertraut. Seit dem verwandelte sich der „Vorwärts“ in die „Nachrichten“ des Kommissariats für deutsche Angelegenheiten. Seit dieser Zeit besteht auch unsere heutige Zeitung „Nachrichten“. Sie hatte sehr böse Zeiten durchzumachen; aber ungeachtet aller Hindernisse hat sie ihr Existenzrecht er kämpft. Für die heutige Bevölkerung der Wolga deutschen Republik ist sie ebenso ein Volks blatt geworden, wie die erste „Deutsche Volks zeitung“ und „Der Kolonist“ waren. „Der Kolonist“ existierte bis zum September 1918. Damals verwandelte er sich in den „Kom munist“ und wurde das offizielle Organ des Ka tharinenstädter (Marxstädter) Bezirksvollzugs komitees der Räte. Im Frühjahr 1919 vereinigten sich mit der Übersiedlung des Gebietsvollzugs komitees nach Marxstadt diese beiden Organe in eins: die „Nachrichten“. Gleich danach versuchte das Gebietskomitee der R. K. P. im Frühjahr 1919 eine rein theore tische Zeitung marxistischen Inhalts herauszu geben. Die neue Zeitung „Die Wacht“ sollte kein Regierungsorgan, sondern ausschließlich ein Partei organ ähnlich dem „Vorwärts“ der Sozialisten gruppe vor der Organisation des Saratower Kom missariats für deutsche Angelegenheiten darstellen. Aber schon bald überzeugte sich das Gebiets komitee der Partei, daß die Herausgabe eines Organs gemeinsam mit dem Gebietsvollzugs komitee seinen Zweck besser erfüllte, und die „Wacht“ stellte nach einigen Nummern ihr Er scheinen wieder ein. In den Jahren 1919 und 1920 machten alle Organisationen unseres Gebiets große Anstren gungen, um ihre eignen Presseorgane zu organi sieren. So hat die Lehrerschaft einige solcher \ er suche zu verzeichnen. Im Jahre 1919 erschien das erste und letzte Heft der „Arbeitsschule“. Im Jahre 1920 erfolgte der zweite Versuch. In Marx stadt wurde ein Heft der „Volksbildung“ heraus gegeben; das zweite Heft war schon völlig zum Druck vorbereitet, konnte aber aus unvorher gesehenen und „von der Redaktion unabhängigen“ Gründen nicht gedruckt werden. Die „Arbeits schule“ brachte zwar keine neuen Gedanken, aber suchte alles Wissenswerte und auf dem Gebiete des Schulwesens Erreichte, den breiten Schichten der Lehrerschaft zugänglich zu machen; die ,A olks- bildung“ hingegen brachte beinahe ausschließlich Berichte der verschiedenen Unterabteilungen der Volksbildungsabteilung. Die Kinderzeitschrift „Spiel und Arbeit“ hatte ein besseres Schicksal. Sie erschien im Jahre 1920 und erreichte sieben Nummern. Es war eine lebendige Zeitschrift, die die rege Mitarbeit der Kinder auf allen ihren Seiten widerspiegelte. Einen ändern Charakter hatte das ebenfalls 1920 erschienene Journal „Kampf und Arbeit , das von seinen Herausgebern für die Rote Armee bestimmt war. „Kampf und Arbeit erreichte 16 Nummern und existierte etwa bis zum Februar 192L Auch die Jugend versuchte in dieser Zeit, sich ein Organ zu schaffen. Es erschienen einige Nummern des Journals „Die Rote Jugend und im Winter und Frühling 1920—1921 die größere Jugend-Zeitung „Zum Kommunismus . Beide Organe trugen viel zur politischen Ausbildung der Jugend bei. In diese Zeit fällt auch der \ ersuch, ein Künstler blatt „Die Fackel“ herauszugeben; aber schon nach der ersten Nummer mißlang der \ ersuch. Das Hungerjahr 1921 zerstörte alle An fänge unseres Pressewesens. Das einzige Organ, das erfolgreich W iderstand leistete, waren die „Nachrichten“. Gleichzeitig aber erzeugte auch die Hungerzeit andere Gedanken. Man sah ein, daß man ohne ein spezielles Organ für die Bauern, das dem Wiederaufbau und der Verbesserung der bäuerlichen Wirtschaft gewidmet ist, nicht aus- kommen könnte. Daher wurde im Sommer 1921, als die Mißernte schon völlig klar war, die „Bauern zeitung“ gegründet. Diese Zeitung hat sich dann in ihrer weiteren Entwicklung am 1. Januar 1922 in das halbmonatliche Journal „Lnsere Wirt schaft“ verwandelt, das auch jetzt noch existiert. Kurz nach dem Hungerjahr kam auch die Jugendorganisation wieder zu einer Zeitung, einer Wochenschrift „Die Rote Jugend 11 , die von