Volltext Seite (XML)
Schönheit im Buchdruck. I. Leisten und Einfassungen nach Zeichnungen von Willi Harwerth. Geschnitten und herausgegeben von Gebr. Klingspor, Offenbach a. Main. Es war ja vorauszusehen, daß die orna mentlose, die schreckliche Zeit der Neuen Sachlich keit nicht ewig dauern könne. Der beste Hasser des Ornaments war der verdienstvolle Wiener Architekt Adolf Loos, von dem das Wort stammt „Der Weg der Kultur ist ein Weg vom Ornament weg zur Ornamentlosigkeit". Vielleicht hat er sich dennoch geirrt. Das kommt vor. Loos sprach als Architekt. Die Berechtigung des Ornaments in der Baukunst kann man, wie's ja auch geschehen ist, bestreiten; warum aber in der Graphik ebenfalls jedes Orna ment verpönt sein soll, ist schwer einzusehen. Ist doch die Grundlage aller Graphik, die Schrift, Ornament, und Ornament ist jeder Schnörkel am Namenszug eines Menschen. Wir sind alle Orna mentiken Ein dermaßen elementarer Grundtrieb, wie der des Menschen zur Ornamentik, läßt sich auf die Dauer auch in der Praxis nicht unter drücken. Immerhin, das Ornament war so diskredi tiert, daß auch heute noch Mut dazu gehört, sich über das Vorurteil der Schmucklosigkeit im Buchdruck hin wegzusetzen. Willi Harwerth setzt sich unbekümmert über diese Theorien hinweg und zeichnet Leisten und Einfassungen. Es sind keine Himmelstürmereien; das sei vorweg bemerkt. Die Formen sind teils geo metrischer Art, teils sind sie der Stilgeschichte ent nommen (Mäander usw.), teils der Pflanzenwelt. Auch reine Linienornamente kommen vor. Worauf es ankommt, das sind die Anwendungen. Da sieht man erst, wie reizvoll diese Bordüren sind, und wie sehr sie zugeschnitten wurden auf den praktischen Bedarf. Besondere Sorgfalt wurde den Anschlüssen gewid met. Nirgend entdeckt man eine Unterbrechung des Linienflusses; selbst für schräglaufende Motive, die keine senkrechte Verbindung erlauben, ist durch eine neue Gußart ein lückenloser Zusammenschluß ge währleistet. Ein aufschlußreicher Beitrag, der sich bescheiden „Vorwort" nennt, gibt in kurzen Zügen eine illustrierte Geschichte der Buchornamentik vom Mittelalter bis auf die Gegenwart. Diese sogenannte „Schriftprobe" ist auch an sich in allen Teilen ein Werk erlesener Kunstfertigkeit. Ttt Sch . Die Deutschen Lesezirkel 1938. Herausgegeben von Horst Kroth. Verlag Arthur Wittemann, Berlin. Im Adreßbuchteil sind Anschriften der Lesezirkel, Fern sprechnummern, Namen der Inhaber, Postscheck- Konten, außerdem jene Lesezirkel besonders verzeich net, die für andere Werbung durch Beilagen oder Aufkleber durchführen. Es sind die Erstmappen-, die Bezieherzahlen und die Preise für Aufkleber und Bei lagen genannt, ebenso die Nachlaßstaffel. Der über 70 Seiten starke redaktionelle Teil enthält die Anord nungen und Bestimmungen, die von den Lesezirkel- besitzern beachtet werden müssen. Der Herausgeber ist Sachberater im Werberat der Deutschen Wirtschaft. Preis des Buches: 5,50 RM. Zentenar-Fraktur. Bauersche Gießerei, Frankfurt a. Main. Die Zentenar ist von Prof. F. H. Ernst Schneid- ler entworfen. Das ist für den Kenner die Gewähr Verkehrswerbun ^PmtSäUUNG LLOYD VERLAG GMBH BREMEN einer besonders gearteten, nicht alltäglichen Leistung. Die Zentenar-Fraktur liegt bereits in drei Garnituren vor, neben der normalen Garnitur gibt es die Zen- tenar-Buchschrift und die Halbfette Zentenar. Die vornehm gestaltete vorliegende Druckprobe weist Weg und Richtschnur der vorteilhaftesten Anwen dung dieser schönen Type. Die Zentenar wirkt da am besten, wo sie einem edlen geistigen Gehalt ihre edle Form leiht. Deutsche Anzeigenschrift. Tannenberg. Schriften für die Zeitung. Schriftgießerei und Messinglinienfabrik D. Stempel A.-G., Frankfurt a. M. Der Deutschen Anzeigenschrift, dieser kraftvollen, flüssigen und formvollendeten Type begegnet man immer gern. In dieser Probe (Nr. 119) dominieren die großen Grade. Sie sind es, die auch das unbewaffnete und wenig geübte Auge faszinieren durch ihren rassigen Schnitt. Ein ebenso großes Faltblatt (30X42 cm) ist der „Tan nenberg" gewidmet, die den Charakter der Gotisch unserm dynamisch-technischen Zeitalter bis zur letzten Konsequenz angeglichen hat. Eine Fülle anderer moderner Schriften marschieren auf in „Schriften für die Zeitung" und in „Deutsche Landeszeitung", wo die „Deutsche Anzeigenschrift" ihre unverwüstliche Kraft und Schönheit auch als Titel- und Schlagzeilen type bekundet, Post-Antiqua und Post-Fraktur. H. Berthold A.-G. Schriftgießerei und Messinglinienfabrik, Berlin. Die Post-Antiqua ist eine Versalschrift, die Post-Fraktur eine nur ganz wenig nach rechts geneigte Type, so wenig, daß man nicht etwa von einer Kursiv reden 63