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WIRTSCHAFT UND WERBUNG Dr. WALTER PUTTKAMMER: ANREGUNGEN ZU EINER EXPORT-MARKTANALYSE Unter dem Druck der ständig sich steigernden Export schwierigkeiten hat die Analyse der Auslandmärkte für die deutsche Wirtschaft eine erhöhte Bedeutung erlangt, denn Exportversuche bedürfen heute noch gründlicherer Vorbereitung als je zuvor. Diese Analyse hat sich zunächst auf die handelspolitischen Verhältnisse, auf die Zoll- und Zahlungsmittelbestim mungen des Einfuhrlandes zu erstrecken, und durch die Einführung der Clearing-, Kompensations-, Zah lungsabkommen aller Art, die den Güteraustausch belasten und erschweren, ist diese Seite der Unter suchung von Ausfuhrmöglichkeiten zu einer Spezial wissenschaft geworden, über diesen dringend not wendigen und schwierigen Vorbereitungen der Ausfuhr darf jedoch nicht die grundlegende Unter suchung des Marktes selbst leiden: der Bevölkerungs struktur, der Wirtschaftslage, des Handelsverkehrs, der Absatzwege, der Werbemöglichkeiten. Diese Untersuchung wird natürlich für jeden Exporteur und für jede auszuführende Ware anders angestellt wer den müssen, und sie darf nicht oberflächlich angefaßt werden und muß nach Möglichkeit auf genauer Kennt nis des Auslandes selbst beruhen. Immerhin gibt es einige Grundtatsachen, die schon vor der gründlichen Analyse des Absatzgebietes festgestellt werden müssen und können, gewissermaßen als Voranalyse. Und diese Grundtatsachen, die immerhin schon Winke für die Weiterarbeit geben können, seien in diesem und den folgenden Heften unserer Zeitschrift für einige Länder, die im Vordergrund des deutschen Ausfuhr-Interesses stehen, zusammengestellt. Diese Zusammenstellung soll drei Zwecken dienen: sie soll zunächst in großen Zügen über das Land in formieren, sie soll ferner zeigen, wie es ohne große Schwierigkeiten möglich ist, solche Informationen auf Grund des in Deutschland leicht beschaffbaren Ma terials zu erlangen, und schließlich soll sie Anregun gen geben, sich mit den Exportmärkten näher zu befassen, und damit soll sie zu ihrem Teil zu der so dringenden Aufgabe der Exportförderung und der Belebung der Exportfreudigkeit beitragen. Zunächst seien Angaben über einen der wichtigsten und zu kunftsreichsten Exporträume gemacht, den euro päischen Südosten, und zwar sei mit Ungarn be- begonnen. UNGARN Das Gebiet des ungarischen Staates deckt nach dem Weltkrieg eine Fläche von 93 000 qkm, während das Vorkriegs-Ungarn 325 000 qkm umfaßte. Nach den Ziffern der letzten Volkszählung, die am 21. De zember 1930 stattfand, betrug die Einwohner zahl 8 688 319, und zwar waren davon 4 438 209 weiblich und 4250 110 männlich. Die Bevölkerungs dichte betrug also auf den Quadratkilometer 93,40 Einwohner. Bis zum 1. 1. 34 war diese Bevölkerungs zahl auf etwa 8,837 Millionen gestiegen. Die Ent wicklung der Volkszahl im letzten Vierteljahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Ungarn war die folgende (in Tausend): 1910 7607 1913 7873 1920 7980 1930 8688 1933 8837 Ungarn zählt drei Groß städte, deren Einwohner zahl sich wie folgt entwickelt hat: (in Tausend): 1910 1920 1930 Budapest (ohne Vororte) . . 881 930 1007 Szegedin 118 124 135 Dobroczin (93) 103 117 Zahl der Großstädte 2 3 3 Einwohnerzahl der Großstädte 999 1157 1259 d. s. % der Gesamtbevölkerung 13,3 14,5 14,5 Dem Alter nach gliederte sich die ungarische Be völkerung bei der letzten Zählung wie folgt: männlich in 1000 weiblich zusammen d. s. % der Ge samtbevölkerung unter 15 1209 1184 2393 27,5 15 bis 30 1202 1221 2423 27,9 30 bis 60 1429 1595 3024 34,8 60 und mehr . 410 437 847 9,8 Die Bevölkerungsbewegung im Nachkriegs- Ungarn ergibt sich aus folgenden Ziffern, wonach im Jahresdurchschnitt auf je 1000 Einwohner entfielen: Geborene Gestorbene Geburten überschuß 1921 bis 1925 29,4 19,9 9,5 1926 bis 1930 26,0 17,0 9,0 1932 23,4 17,9 5,5 1933 22,0 14,7 7,3 1934 21,5 14,5 7,0 Mit diesen Geburten- und Geburtenüberschußziffern steht Ungarn in der Bevölkerungsbilanz erheblich über den westeuropäischen Staaten und über Deutsch land, aber noch bei weitem nicht so günstig wie die