Volltext Seite (XML)
IVL-DIEZ MVNCHEN AS ganze Schaffen von Professor Juiius Diez zeigt einen derart persön lichen Stil, daß die Vielfalt, in der sich sein Talent dabei auszudrücken ver mag, immer erstaunlich bleibt. Was dieser Künstler auch zeichnet, jede Komposition, jeder Strich atmet seine Handschrift. Stets ist dabei die Originalität seiner Einfälle mitbestimmend — und hier liegt bereits die Ant wort auf die Harmonie seiner Arbeit: Wir erleben einen starken Formwillen, der die geistige Vorarbeit stets unter dem Gesichtswinkel des dekorativen Endzweckes leistet! Es konnte nicht ausbleiben, daß ein schöpferisches Werk, das sich derart charakte ristisch ausdrückt, eine außerordentliche Resonanz fand — und in der Tat: „Julius Diez" ist mehr als ein Name, er bedeutet schlechthin ein Programm. Ein Programm, das sich durch Anständigkeit der Zeichnung, durch Schwung und nicht zuletzt durch einen feinen, dabei oft grotesken Humor auszeichnet. Es ist beste Münchener Tradition, was aus dieser Auffassung zu uns spricht. Seine Mitarbeit an der Münchener „Jugend", die zahllosen Blätter strenggebundener Graphik, heiter-kühne Dekorationen großen Ausmaßes usw., kurz, die ganze Unsumme von Arbeit, die Julius Diez in immer erfolgreichen Jahren geleistet hat — ' alles zeigt den Extrakt einer Persönlichkeit, die das künstlerisch - dekorative Schaffen Münchens mit bestimmte. In seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Münchener Kunstgewerbeschule und an der Akademie der bildenden Künste gab er zudem einer Unzahl von Schülern solides Können mit. Es gibt überdies eine ganze Reihe von heute wohlbekannten Gebrauchsgraphikern, die ihr Wissen nur ihm ver danken, denen er in Selbstlosigkeit ihren eigenen Stil finden und weiterentwickeln half. Die innere Disziplin aber, die ein derart intensiver Unterricht erfordert — und zwar ohne im eigenwilligen Aus druck gestört zu sein! —, woher könnte sie kommen als von einem täglichen neuen Erobern im Reiche der Kunst? Die strahlende Atmosphäre Münchens, die Heiterkeit der Stadt tut das Ihre dazu, in die Noblesse seiner Feder immer neue, nie versiegbare Phantasie mit einfließen zu lassen. Anton Sailer 41