der Künstler dazu kam, diese Lebens linien nachzuziehen. Er tut es mit dem Gefühl der Verantwortung vor der Na tur und mit dem Gefühl der Verpflich tung gegenüber seiner Kunst. So ein Ohr oder Haaransatz ist keineswegs „photographiert", und es ist nicht nur nachempfunden, es ist zugleich eine selbständige Leistung, die Hegenbarth seiner Intuition und seinem graphischen Können verdankt. Seine Leistung geht insofern über die Natur hinaus, als sie dem Einzelfall durch die Absolutheit der künstlerischen Mittel etwas von Ewigkeit und Nichtandersseinkönnen verleiht. Die meisten werden bei Hegenbarth m wohl zunächst von der Stärke seiner Phantasie beeindruckt sein und erst dann die Erfindungskraft im rein Künstlerischen und Handwerklichen sehen. Man sollte bei ihm den um gekehrten Weg gehen, d. h. zuerst, ohne Rücksicht auf Inhalt und Bedeu tung, die erstaunliche Differenziertheit der Mittel sehen, die Stufen des Weiß und Schwarz und die Nüancen des Grau, die Anpassung von Feder und Pinzelzeichnung an Gegenstand und Thema, die Fähigkeit, durch Andeu tungen zu suggerieren und durch diese Form des Suggerierens zu dichten und zu phantasieren, zu dramatisieren und zu bewegen. Das Bildgestalterische steht also voran, es schafft die Atmo- 19