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KURT BACH ÜBER DIE ANWENDUNG DES HAKENKREUZSYMBOLS Unter den Symbolen, die durch das „Gesetz zum Schutze der nationalen Symbole" vom 19.Mai 1933 betroffen werden, nimmt das Hakenkreuz eine besondere Stellung ein. Das Gesetz verbietet die Anwendung überall dort, wo diese geeignet ist, das Empfinden von seiner Würde zu verletzen. Während es nun bei den meisten der überhaupt in Frage stehenden Symbole der deutschen Ge schichte, des deutschen Staates und insbesondere der nationalen Erhebung verhältnismäßig leicht ist, über eine würdige oder unwürdige Anwendung zu entscheiden, wie etwa bei Bildnissen füh render politischer Persönlichkeiten, werden bei der Anbringung des Hakenkreuzes manche Zweifel entstehen. Die Schwierigkeit liegt begründet in der Gestalt dieses Zeichens, das einer ornamen talen Verwendbarkeit weitgehend entgegenkommt, das aber zugleich auch gerade durch seine rein ornamental-abstrakte Form den Charakter eines Symbols am reinsten aufweist. Diese Doppelstellung ist die Ursache der zweifellos bestehenden Unsicherheit in seiner Ver wendung. Es scheint deshalb zunächst nötig, sich über den Charakter eines Symbols überhaupt Klarheit zu verschaffen. Ein Symbol ist ein Zeichen, das im Gegensatz zu jeder wesentlich vom Verstand zu erfassenden und zu verarbeitenden Erkenntnis stets ein Ganzes bedeutet. Jede rationale wissenschaftliche Erkenntnis führt Schritt für Schritt zum Gegenstand hin und bleibt deshalb, so weit und so tief sie auch dringen mag, letzten Endes immer eine Teilerkenntnis. Ein Symbol dagegen vermittelt das in ihm zu Erfassende unmittelbar, schlagartig; es läßt den Gegenstand der Erkenntnis nicht von außen, nicht im Denken erfahren, sondern im Innern erfühlen und erleben. Und das um so mehr, je abstrakter das Symbol in seiner formalen Gestaltung ist. Das Symbol ist deshalb kein bloßes Erkennungszeichen, keine bloße Anweisung auf das hin, was es darstellt, sondern es bedeutet stets das Ganze selbst, das nicht mit den Sinnen, sondern intuitiv mit einer inneren Schau erlebt wird. Ein Hoheitszeichen etwa, das durch ein Wappentier gebildet wird, ein Adler, ein Löwe, hat immer noch einen Rest von gegenständlicher Bedeutung, der es zugleich an andere Sphären gebunden erscheinen läßt; ein Zeichen jedoch, das nur aus wenigen ganz einfachen Linien besteht, das mit dem Gegenstand und dem Begriff, der ihm zugrunde liegt, in gar keiner äußeren Beziehung mehr steht, kann entweder nur eine Totalität bedeuten, oder es ist nichts. Diese Überlegung scheint eine feste Verpflichtung für die Anwendung des Hakenkreuzes ein zuschließen. Dabei muß von allem Historischen abgesehen werden, ebenso von den Gründen, die dazu geführt haben, das Hakenkreuz zum Kennzeichen der nationalsozialistischen Bewegung gemacht zu haben. Es muß lediglich in seiner heutigen Bedeutung als das Symbol der nationalen Erhebung schlechthin gewertet werden und in dem Anspruch, den es deshalb stellen kann und stellen muß. Gerade da es sich um eine „seelische Bewegung" handelt, die in ihrer Totalität im Hakenkreuz symbolisiert wird, wie auch die Einleitung der Begründung des genannten Gesetzes ausführt, ist die Forderung zu stellen, daß es niemals bloß schmückend, niemals rein ornamental verwendet werden, also auch niemals an einem Gegenstand des täglichen Gebrauchs und täglichen Verkehrs angebracht werden darf. Auch ein an sich hochwertiger Gegenstand, selbst aus edlem Material, darf deshalb nicht durch das Hakenkreuz geschmückt werden. Nicht der Ort und der Anlaß der Anwendung sollen von der Symbolkraft profitieren, sondern umgekehrt, Ort und Anlaß der An wendung sollen die Symbolkraft steigern und vertiefen, denn die Vertiefung der Symbolkraft heiligt das, was durch das Symbol erfaßt werden soll, während die Verflachung der Symbolkraft das Gegenteil erzielt. Man wird dagegen einwenden, daß die im Hakenkreuz liegenden propagandistischen Werte zu wichtig sind, als daß solchen Empfindungen Raum zu geben sei. Dem ist zu entgegnen, daß es neben der extensiven eine intensive Werbung gibt, daß die Breite des Gebrauchs durch die Tiefe abgelöst werden muß, daß die Steigerung der Werbekraft in der Zeit und im Ort der Verwendung liegt und daß der Abnutzung der Symbolkraft zu begegnen ist durch das Wissen um die tiefe, mystische, heilige Bedeutung des Symbols. 64