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aufgefchoflen, aber fie zeigen viel Laub und wenig Blüten» Können wir beifpielsweife heute—trotz aller Verwilderung durch Krieg und Inflation — über einen Mangel an guten Plakaten nicht klagen (wenngleich diefer Zweig der Gebraudisgraphik vor dem Weltkriege ein noch erheblich günftigeres Ausfehen zeigte), fo fleht es im Bereich des Kataloges und des Werbeblattes dodi teilweife wenig erfreulich aus» Bei einem Vergleich mit der Leiftungsfähigkeitim fonftigen Buchdruck fdmeiden die Erzeugniffe der Propagandaliteratur allermeift recht fchledit ab» Und gerade diefe Drude- fachen, die für immer wiederholte Betrachtung gefchaffen flnd, die ihre Pflicht nicht mit einem rafchen Blickwurf zu erfüllen haben, wie etwa ein ' 4 Plakat, bedürften in ganz befonderem Maße forgfältigfter Pflege» Es mag fein, daß Krankheitszußände am Wirtfdiaftskörper unferes Volkes, daß die furchtbare Zeit der allgemeinen Geldentwertung, die täglich und fiünd- lidi alle Koßenberechnungen umwarf und damit die Grundlagen für Preisverzeidinifle und Kataloge untergrub, diefem Sonderzweig unferer graphifdien Zweckkunß nicht hold waren und daß, nachdem die wirt- fchaftlichen Verhältnifle fleh gefefiigt haben, auch hier ein Wandel zum Belferen eintreten wird» Von Nutzen wird beim Wiederaufbau diefes Ge bietes für Auftraggeber, für Künfiler und Kunßanßalten fiets die Betrach tung eines ändern Gliedes der modernen Zweckkunß fein, dem alle Stürme der Inflationszeit nichts anzuhaben vermochten, das fleh vielmehr fiändig und fehr zukunftsfroh entwickelt hat: des Profpekt- oder Werbeblattes, Inbezug auf feine Eingliederung in den Organismus aller graphifdien Ver triebsbehelfe, die wir unter dem Sammelnamen der Reklame zu umfassen pflegen, ßeht das Werbeblatt zwifdien dem Plakat und dem Profpekt oder Katalog, Oft als Innenplakat am Schaufenßer und im Laden ver wandt, meifi als Beilage für Zeitungen und Zeitfchriften mit bedruckter Rüdcfeite oder mit einem zweiten angehängten Textblatt auftretend, hat es Eigenfdiaften diefer beiden Werbemittel in fleh aufgenommen. Vom Plakat flammt feine Farbigkeit, feine ganze Art, die Blicke mit hellem Aufruf fleh zuzulenken, das Schwarz-weiß feiner typographifchen Umwelt heiter zu beleben. Mit dem Profpekt oder Katalog verbindet es feine Auskunftsbereitfdiaft, fein Streben, durch nähere Angaben die Fragen, die es mit feinem plakatmäßigen Gebaren wadirief, zu befriedigen, ln diefer Mifchung zweier Gattungen von Werbemitteln liegen die befonderen Reize des Werbeblattes, aber auch gewifle Gefahrenklippen für feinen Entwurf» Wollte etwa jemand, der für feinen Betrieb ein gutes Plakat erhalten hat, auf den Gedanken kommen, fleh diefes auf den üblichen