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gen! Wer will es denn einem Außenstehenden verübeln, wenn er einen Beruf, der so von Wider* sinnigkeiten strotzt, nicht ernst nimmt? »Es ist ein Film, sonst nichts«, würde der gute Palmström sagen und spricht damit leider aus dem Herzen vieler. Aber — ob Kunst oder nicht Kunst — die Ent* Scheidung dieser Frage liegt noch in weiter Ferne. Mit der allgemeinen Geringschätzung oder dem Nichternstnehmen des Films wird viel ernster, schöpferischer Geist und stärkstes, auf bestem Handwerk basierendes Kunstbemühen verdunkelt. Wer den Film — ich meine den, der überhaupt nur diskutabel ist — begreifend ahnt, der muß not* gedrungen seine laue Meinung revidieren. Aber auch hier sorgen die nur vom Standpunkt einer Industriereklame abgefaßten Pressebesprechungen dafür, daß das wahre Bild der Filmarbeit nicht an die Öffentlichkeit kommt. Welchem klarden* kenden Außenseiter kommt nicht zumindest ein Lächeln an, wenn er die sentimentalen, kitschigen Beschreibungen eines »Aufnahmetages bei dem Groß*Film XY« liest?! Oder aufgebauschte Be* Schreibungen, die niemals der Wirklichkeit ent* sprechen, wenn über nüchtern sachliche Werkarbeit ein Brimborium gemacht wird, daß man Leib* schneiden bekommen möchte?! Müssen nicht die Leute dieser Werkarbeit, die solchermaßen unfrei* willig lächerlich gemacht wird, in den Augen der Außenstehenden zu Scharlatanengemacht werden! Und doch — nochmal gesagt: Werdie Schwierig* keit der Filmmaterie ahnt, der weiß, daß ihr mit Scharlatanerie nicht beizukommen ist. Wer’s ernst nimmt im Filmbetrieb, der wird verdammt nüchtern und sachlich — muß es werden — sonst bleiben seine Frackschöße in den Fangarmen des Filmge* werkes stecken und er ginge elend zugrunde. Nichts weiß der Außenstehende, dank einer von der Reklame verbeutelten Presse, vom Film — er weiß nichts, denn was er zu wissen bekommt, ist nicht der Film, es sind die Anpreisungen der Film* Produzenten und Verleiher, die ihre Ware um jeden Preis verkaufen wollen. Und welcher Kaufmann lobt seine Ware nicht immer auf Kosten der Kon* kurrenz? Ein Hoffnungsstrahl winkt uns: marktschreie* rische, unvornehme Reklame schreit sich selbst tot, und damit wird auch der üble Bombastus aus dem Filmbetrieb schwinden. Sachlich, ernst und nüchtern wird man werden. Je mehr die Schwierig* keit der Materie erkannt wird, desto weniger Zeit bleibt zum Phrasenschneiden. Schon wissen heute einige ernsthafte Filmgesell* schäften, daß mit Pipapo und Kokolores keine Regie mehr zu führen ist, daß der Operateur mehr können muß als Filmeinlegen und Kurbeldrehen und daß die sogenannte »Film*Architektur« eine erledigte Angelegenheit von gestern bleibt. DasSta* dium der Masse, der Meiningerei ist überwunden. Das Bild ist nicht mehr irgendwie (hauptsächlich recht pompös), sondern es ist in seiner Kompo* sition ein Hauptfaktor des dramatischen Aus* drucks — nicht mehr nur brillierendes Motiv, sondern Ausdruck und Bewegung geworden. Das wissen einige, einige Gesellschaften, einige Filmarbeiter — diese werden von der Zukunft Be* sitz ergreifen; die Mehrzahl und Masse, die sich diesen Erkenntnissen verschließt, wird untergehen — möge sie untergehen — je eher, je besser. Regie*Skizze 29