ZU DEN NEUEN FUTURA-PROBEN Jede neue Schrift bedarf wie jede neue Marktware einer sorgfältigen und mehr oder weniger umfassenden Propaganda. Alle Schriftgießereien machen auch von dieser Möglichkeit zumeist recht ergiebig Gebrauch, und ihre Schriftproben zeugen durchweg von einer erfreulich hohen typo graphischen und werblichen Kultur. Propaganda ist freilich noch kein Gütebeweis. Erst eine längere Erfahrung lehrt, ob eine Ware ihren propagandistischen Verpflichtungen nachzukommen vermag oder nicht, und speziell neue Schriften erweisen immer erst nach einer gewissen Zeit dauer ihre volle Aktionskraft und Daseinsberechtigung. Wenn hier heute neue Proben der Futura gezeigt werden, geschieht es nicht im Sinne einer neuen Empfehlung, die an dieser Stelle unzulässig wäre und derer sie auch nicht mehr bedarf, sondern nur als Beweis für den eingangs gerühm ten Standard ihrer werblichen Güte. Diese neuen Proben bieten aber auch weiter geeigneten Anlaß zu der Erkenntnis, wie ein zeitlicher Ab stand meist ganz zwangsläufig zu einer Klärung der Begriffe und einem natürlichen Meinungswandel führt. Als die Futura vor rund 10 Jaliren er schien, fand sie begeisterte Freunde, aber auch heftige Gegner. Diese argumentierten mit dem inkriminierenden Vorwurfe, daß diese neue Schrift nichts weiter als ein klug konstruiertes Modegebilde sei, wobei sie freilich ganz übersahen, daß die Futura keineswegs etwa die erste der damals so zahlreich neuentstehenden Groteskschriften war, mit denen man von nun ab aus unerklärlichen Gründen und ganz generell die un verhüllte Sichtbarwerdung eines krassen und alles zersetzenden Mate rialismus verquickte. Die Sachlage war in Wahrheit eine ganz andere,