Fotoalben in Ausstellungen und Forschung

Zugleich mit der Ausstellung zur historischen Fotoalben-Sammlung möchte die Deutsche Fotothek sich als wissenschaftliche Institution präsentieren, die sich dem Erwerb, der Bewahrung und Erschließung dieses besonderen Mediums widmet. Damit stellt sich das Ausstellungsprojekt in den Kontext eines gerade in letzter Zeit regen wissenschaftlichen Interesses an dem lange zu wenig gewürdigten Thema.

Die Ausstellung versteht sich dabei als ein erster Überblick über den reichhaltigen Albenbestand in der Deutschen Fotothek. Der Vielfalt der Sammlung entsprechend ist der Blick weit gefasst. Neben den unterschiedlichen Ausformungen der Einbände ist es vor allem die heterogene Typologie des Fotoalbums, die in ihrer Breite der Auswahl der Exponate zugrunde liegt und die es erlaubt, auch Bezüge zur Foto-, Kultur-, Sozial- und Kunstgeschichte herzustellen.

Ein solcher »Rundumschlag« kann nur ein Anfang sein. Um eine weitergehende Beschäftigung mit dem Medium Fotoalbum zu ermöglichen, wurden daher in Vorbereitung der Ausstellung die Einbände aller Alben gescannt, beschrieben und mit einer kurzen Inhaltsangabe online zugänglich gemacht. Zugleich erfolgte eine erste Zustandsbeschreibung jedes Albums sowie die Erfassung der jeweiligen Provenienzen. Von allen ausgestellten Alben wurden des weiteren sämtliche Albumseiten als Ganzes wie auch die Einzelfotos digitalisiert und mit Angaben zu Material und Informationen zum Motiv bzw. zur abgelichteten Person, soweit vorhanden, erschlossen. Die Visit- und Kabinettfotos der Einsteckalben wurden dabei mit Vorder- und Rückseite aufgenommen, so dass auch der rückseitige Aufdruck des Fotografen oder Ateliers zugänglich ist. Ziel und Zweck der Ausstellung ist es, der Erforschung dieses kultur- und sozialgeschichtlich bedeutenden Mediums eine weitere reichhaltige Quelle zugänglich zu machen und somit neue Forschungsfragen zu generieren. 

Bisherige Ausstellungen nach oben

Die Ausstellung der Deutschen Fotothek reiht sich mit dieser Präsentation in eine wenngleich auch bisher verhältnismäßig kurze Ausstellungsgeschichte, die 1975 mit der Ausstellung »Das Fotoalbum 1858-1918. Eine Dokumentation zur Kultur- und Sozialgeschichte«  im Münchner Stadtmuseum begann. Die Münchner Präsentation fokussierte sich als eine der ersten allein auf das Fotoalbum als Ausstellungsgegenstand. Angelegt als eine Art Bestandsaufnahme skizzierte sie wesentliche erste Ansatzpunkte zur Erforschung des Mediums und würdigte somit das Album als besondere sozialgeschichtliche Quelle. Ebenso widmete sich die Ausstellung der »Erfindung des Albums« als auch seinen äußeren Erscheinungsformen, verwendeten Fotoarten sowie den verschiedenen inhaltlichen Aspekten, unter denen ein Album entstehen kann.

Ausstellungskatalog

Die Ausstellung »Fremde im Visier — Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg«, die 2009 erstmals im Stadtmuseum in Oldenburg gezeigt wurde und als Wanderausstellung konzipiert war, ist auf das im Titel umrissene spezielle Thema fokussiert gewesen, wobei sich die »unterschiedlichen Erfahrungen mit den Fotoalben […] in einer größeren räumlichen Präsentation« nachvollziehen ließen, und »die Motive und Bildästhetik der Kriegsbilder […] in ihrem zeithistorischen Kontext aufgezeigt« wurden.

http://www.fremde-im-visier.de/die_ausstellung.html

Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin zeigte von Oktober 2017 bis April 2018 unter dem Titel »FOTO | ALBUM« »erstmals in größerem Umfang seine sonst unsichtbare Sammlung privater und anonymer Fotografie und Fotoalben aus einem ganzen Jahrhundert. […] im ersten Teil Hunderte von Einzelfotos, gruppiert nach immer wiederkehrenden Motiven und visuellen Konventionen.« In einem zweiten Teil dann wurden »zahlreiche Fotoalben präsentiert und auf eine Typologie sowie auf ihre besonderen Formen der Narrativität hin untersucht.« Zudem suchte man anhand von dinglichen Foto-Objekten eine Sicht auf Fotografie als materielle Kultur über den reinen Bildinhalt hinaus und als Teil privater Erinnerungskultur.

https://www.museumderdinge.de/ausstellungen/foto-album

Am 25.05.2018 fand an der Bergakademie Freiberg eine Konferenz zum Thema »Bilder aus den Bergwerks- und Hüttenbetrieben. Auftragskontexte fotografischer Repräsentationsalben (1890–1920)« statt. Hier boten »internationale Experten vertiefende Einblicke in die vielfältigen Produktionsintentionen und Entstehungskontexte fotografischer Ansichten und fotografischer Repräsentationsalben aus den Bergwerks- und Hüttenbetrieben im Zeitraum von ca. 1890 bis 1920.« Die Konferenz verglich »somit erstmalig den Hintergrund dieser exquisiten und exemplarischen Bilder«, und widmete sich darüber hinaus »Logiken, Traditionen, Konventionen und lokalen Besonderheiten …«

https://tu-freiberg.de/fakult6/technikgeschichte-und-industriearchaeologie/konferenz-am-24052018-bilder-aus-den-bergwerks-u