Der Wahre Jacob
Die 1879 in Hamburg gegründete deutsche sozialdemokratische Satirezeitschrift „Der Wahre Jacob” erschien mit Unterbrechungen bis 1933. Sie war über lange Zeit die meistgelesene Zeitschrift im Umfeld der SPD. Nach Repressalien im Rahmen der Sozialistengesetze konnte die Zeitschrift in Stuttgart fortgesetzt werden. Ab 1891 wurde das Titelblatt durch eine vierfarbig gedruckte Karikatur geschmückt. Farbige Bildsatiren, Karikaturen, Agitationsbilder und Illustrationen gewannen ebenfalls einen großen Stellenwert.
1923 zwang die Inflation den "Wahren Jacob" sein Erscheinen einzustellen. Noch im Oktober 1922 hatte eine Nummer 10 Mark gekostet, Mitte 1923 schoß der Preis auf 20 Millionen. Am 12. Oktober des Jahres verabschiedete sich das Blatt von seinen Lesern: „Dies ist des 'Jacobs' letzte Nummer! - Er starb an keinem Staatsanwalt, - Es macht kein Paragraph ihn kalt, - Er legte sich zum Winterschlummer, - edrängt vom Wucherergebot, - Erdrosselt von der Zeiten Not! […].” Von 1924 bis 1927 erschien das Witzblatt unter dem Titel „Lachen links”, ab Juli 1927 trat dann wieder der „Wahre Jacob” an dessen Stelle.
Zielscheibe des Spottes waren Otto von Bismarck und die Reichspolitik. Daneben war der „Der Wahre Jacob” jedoch auch von Beiträgen geprägt, die sich mit Tendenzen und Ereignissen der aktuellen Politik beschäftigten, besonders mit der Entwicklung der Sozialdemokratie. Schon im Jahr der Machtergreifung Hitlers wurde die Zeitschriften aufgrund ihrer kritischen Artikel verboten.
Die Chefredakteure des Blattes waren Wilhelm Blos (1879-1880; 1884-1887), Georg Bassler (1890-1900), Berthold Heymann (1901-1919) und Friedrich Wendel (1927-1933). An wichtigen Autoren im „Wahren Jacob” zu nennen sind Victor Adler, Wilhelm Blos, Arno Holz, Erich Mühsam, Clara Müller-Jahnke, Alexander Roda Roda, Emil Rosenow oder Dr. Owlglass.
Bedeutende Zeichner waren Otto Emil Lau, der auch für die Kopfleiste verantwortlich war, Edmund Edel, Emil Erk, Fritz Grätz, Hans Gabriel Jentzsch, Otto Marcus, Rata Langa (Gabriele Galantara) oder Erich Schilling.
Der Preis eines Heftes lag von 1879 bis 1917 konstant bei 10 Pfennigen. In welcher Auflage „Der Wahre Jacob” in seinen ersten Jahren erschien ist nicht bekannt. 1887 lag sie bei 40.000 Stück, im Jahr 1890 schon bei rund 100.000 Exemplaren. Bis 1912 stieg sie kontinuierlich auf 380.500, sank dann aber während des 1. Weltkrieges aber auf knapp die Hälfte ab. 1919 erschien die Zeitschrift dann wieder in 200.000 Exemplaren. Seine Auflage war damit höher als die der anderen sozialdemokratischen Zeitschriften.
Literatur in Auswahl:
- Wendel, Friedrich: 50 Jahre Wahrer Jacob. Eine Festschrift des Verlages J.H.W. Dietz Nachfolger G.m.b.H. Berlin 1929
- Häckel, Manfred (Hrsg.): Der Wahre Jacob: Lyrik und Prosa 1884-1905. Berlin 1959
- Steinberg, Hans-Josef: Satirische Zeitschriften der deutschen sozialistischen Arbeiterbewegung, in: Arbeiterbewegung und Geschichte, hrsg. von Hans-Peter Harstick. Trier 1983
- Achten, Udo (Hrsg.): Lachen links: das republikanische Witzblatt 1924 bis 1927, Berlin / Bonn 1985
- Pohl, Klaus-Dieter: Allegorie und Arbeiter: bildagitatorische Didaktik und Repräsentation der SPD 1890 - 1914; Studien zum politischen Umgang mit bildender Kunst in den politisch-satirischen Zeitschriften "Der Wahre Jacob" und "Süddeutscher Postillon" sowie in den Maifestzeitungen, Osnabrück, Univ., Diss., 1986
- Ege, Konrad: Karikatur und Bildsatire im Deutschen Reich: Der 'Wahre Jacob', Hamburg 1879/80, Stuttgart 1884-1914; Mediengeschichte, Mitarbeiter, Chefredakteure, Grafik, Münster/Hamburg 1992
- Robertson, Ann: Karikatur im Kontext: zur Entwicklung der sozialdemokratischen illustrierten satirischen Zeitschrift 'Der Wahre Jacob' zwischen Kaiserreich und Republik. Frankfurt a M. 1992
- Achten, Udo (Hrsg.): Der wahre Jacob: ein halbes Jahrhundert in Faksimiles. Bonn 1994
- Schäfer, Julia: "Vermessen-gezeichnet-verlacht – Judenbilder in populären Zeitschriften 1918-1933", Frankfurt/New-York 2004