Raffaels römische Karriere als Maler
Bis heute ist nicht geklärt, wann Raffael Florenz verlassen hat und auf welchen Wegen er wohl schon im Laufe des Jahres 1508 nach Rom gelangt ist. Seine Berufung an den päpstlichen Hof, als deren Drahtzieher Vasari Bramante bezeichnet, stand anscheinend unter dem Vorzeichen der Ausmalung des Appartements, das Julius II. zu seiner neuen Wohnung ausersehen hatte und dessen architektonische Umgestaltung Bramante oblag. Am 4. Oktober 1509 wird der Maler von Julius II. zum scriptor brevium ernannt, ein Titel, der als Ehrung und als Pfründengarantie anzusehen ist, da er mit einem festen Gehalt verbunden war. Der Aufstieg Raffaels zum führenden Künstler des päpstlichen Hofes vollendete sich im Pontifikat Leos X. (1513–1521). Während dieser Jahre bis zu seinem frühen Tod am 6. April 1520 war er der „Star“, der in Rom die meisten Aufträge des Papstes auf sich zog, die er nur mit Hilfe einer großen und gut organisierten Werkstatt bewältigen konnte. Diese Arbeitsorganisation, die für die kommenden zwei Jahrhunderte für große Malwerkstätten maßgeblich bleiben sollte, implizierte eine Trennung der Aufgaben und eine effiziente Strukturierung der Entwurfsarbeit und der Stadien der Ausführung.