Michelangelo als Künstler der Päpste

Der Sieg Julius׳ II. über Perugia und Bologna im Jahr 1506 trug entscheidend zur Konsolidierung des Kirchenstaats bei >L.VIII.3. Schon vorher hatten die Grundsteinlegung für den Neubau von St. Peter und die 1503 begonnene Neugestaltung des Vatikan >L.IX.4-5 deutlich gemacht, dass die zukünftigen Leitlinien für künstlerische Unternehmungen von Rom ausgehen würden und nicht mehr wie bisher von Florenz. Julius II. machte dies durch die Berufung der beiden angesehensten Künstler Italiens nach Rom deutlich. 1505 beauftragte er Michelangelo, der von 1496 bis 1501 zum ersten Mal in Rom gearbeitet hatte, mit seinem Grabmal, 1508 berief er den aus Urbino stammenden Raffael, der damals in Florenz lebte >L.XI.8. In dieser Lektion kommen Skulpturen und Gemälde zur Sprache, die er von 1505 bis 1549 im Auftrag der Päpste Julius II., Leo X., Clemens VII., und Paul III. geschaffen hat. Seit der Ernennung zum Architekten von St. Peter (1547) wandte sich Michelangelo hauptsächlich der Architektur zu >L.IX.9. Seit diesem Zeitpunkt wirkte er mit seinen Entwürfen auf alle bedeutenden Bauvorhaben Roms ein: den Palazzo Farnese >L.X.2, die Porta Pia, die Kirche San Giovanni dei Fiorentini, die Sforza-Kapelle in Santa Maria Maggiore, die Neugestaltung des Kapitols und schließlich die Umwandlung der Diokletiansthermen in die Kirche Santa Maria degli Angeli. Allerdings kamen nur wenige Bauten in der von ihm geplanten Gestalt zur Ausführung. Umso nachhaltiger war der Einfluss, der von seinen Entwürfen und Modellen auf die spätere Entwicklung der römischen Architektur ausging.

 

zu 1. Das Juliusgrab und seine Entwurfsstadien (1505–1545)