Bramantes Werdegang
Die biographischen Angaben, die Vasari über Donato Bramante (1444–1514) macht, sind dürftig, und bis heute sind die dokumentarischen Belege zu seinem Leben und seinem Schaffen spärlicher als man bei einem Mann erwarten würde, der zu den bedeutendsten Architekten der Renaissance gehört. Laut Vasari hatte er in seiner Heimatstadt Urbino eine Ausbildung zum Maler erhalten, während er sich seine architektonischen Kenntnisse autodidaktisch angeeignet haben soll. Bramante hatte jedenfalls „das Gefühl für die Wirkung von Raumgebilden“, wohl auch dank seiner reichen künstlerischen Erfahrungen am Hof von Urbino und seiner anfänglichen Tätigkeit als Maler, die er in Mailand fortsetzte. Bramantes architektonisches Werk hat zwei ungleichgewichtige Schwerpunkte, die in stilistischer Hinsicht schwer miteinander vereinbar sind. Die in Mailand geschaffenen Werke unterscheiden sich so fundamental von den römischen Bauten, dass es der Kunstgeschichte lange Zeit schwer gefallen ist, in seinem Oeuvre die von einem herausragenden Künstler erwartete stilistische Kohärenz zu entdecken. Seine römische Tätigkeit, deren Beginn noch in das Pontifikat Alexanders VI. fällt, umfaßte sowohl sakrale wie profane Bauaufgaben. Nach dem Tempietto bei S. Pietro in Montorio und dem Kreuzgang von S. Maria della Pace wurde er von Julius II. mit den beiden wichtigsten Bauvorhaben betraut, die Rom damals bot: der Villa und dem päpstlichen Palast und dem Neubau von St. Peter. Die Aufgabe der praktischen Ausführung und Modifikation von Bramantes St. Peters-Projekt band für nahezu hundert Jahre alle herausragenden Architekten an das päpstliche Rom, das dadurch zum Zentrum wegweisender architektonischer und technischer Innovationen wurde.