Alexander VI. Borgia und Girolamo Savonarola

Der Epilog gilt den beiden letzten großen Akteuren des 15. Jahrhunderts, nämlich Papst Alexander VI. und Girolamo Savonarola, zwei Gestalten, die kaum gegensätzlicher sein könnten und deren Schicksale sehr eng miteinander verbunden sind. Der Borgia-Papst ist eine der problematischsten Gestalten am Ende des 15. Jahrhunderts. Seine politischen Fähigkeiten, sein diplomatisches Geschick, sein exquisiter Kunstsinn stehen ebenso außer Frage wie seine Unmoral, seine Korruption und sein Nepotismus, der vor allem seine leiblichen Kinder betraf. Er regierte über die Jahrhundertwende hinweg bis 1503. Mit dieser Zäsur der ersten 500 Jahre des zweiten christlichen Milleniums hatten sich die schwärzesten Prophezeiungen verbunden. Die schlimmsten Veränderungen ereigneten sich jedoch vor der Jahrhundertwende. Einer derjenigen, die hofften, das Unheil, das sie für das Land voraussahen, noch aufhalten zu können, war Savonarola, der sich selbst das Schwert Gottes nannte.

Als Prior von S. Marco predigte er den Verzicht auf Luxus, die Rückkehr zu christlichen Tugenden und warnte vor heraufziehendem Unheil. Seine Opposition gegen die Oligarchie und sein Eintreten für die alte republikanische Ordnung führten zur Entmachtung der Medici und ihrer Partei. Demonstrativ wurden im Karneval 1497 die Zeugnisse des weltlichen Luxus in Florenz auf kunstvoll errichteten Scheiterhaufen verbrannt. Kinder zogen durch die Stadt und sammelten die Luxusgüter der vergangenen glanzvollen Epoche in den Häusern der Patrizier ein, um sie zu verbrennen. Dem Autodafé der Kunst folgte ein wirklicher Scheiterhaufen, nachdem Savonarolas Prophezeiungen von der Kirche als Propaganda und Demagogie verurteilt worden waren. Fra Girolamo und seine Mitstreiter wurden am 23. Mai 1498 auf der Piazza della Signoria in Florenz verbrannt. Verantwortlich für seine Verurteilung zum Tod auf dem Scheiterhaufen war Alexander VI. 

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