IV.21
Mnemotechnische Hieroglyphen und Mission
Die Rhetorica des Franziskanerpriester Diego Valadés (1533-nach 1582) ist der Versuch eines Kulturvergleichs zwischen Europa und indigener Kultur Südamerikas. Einerseits sollte sie den Missionaren seines Ordens behilflich sein, andererseits sollte auch ein positives Bild der Ureinwohner und deren Kultur vermittelt werden.
Der in Mexiko geborene Franziskanerpriester konzipierte dieses Werk bereits als junger Missionar, als er in einem mexikanischen Franziskanerkloster indianische Sprachen lernte.
Von den 27 Abbildungen sind insgesamt drei Illustrationen der Vermittlung des europäischen Alphabets gewidmet. Durch formale Parallelen zwischen Buchstabenformen und natürlichen oder artifiziellen Objekten - „mnemotechnische Hieroglyphen” - und Lautvermittlung durch bereits bekannte Wörter, soll Wissen auditiv und visuell im Gedächtnis des Schülers fixiert werden. Die traditionelle Mnemotechnik wird hier zu einem Instrument der Kommunikation und Erinnerung zwischen Alphabet und Hieroglyphen - zwischen Alter und Neuer Welt.
IV.21 Diego Valadés: Rhetorica Christiana, Perugia: Petrutius, 1579
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 4° ThPr 969