I.5a

Beginn der Kunstgeschichte – Ende der Bilder
Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums gilt als Gründungsschrift der neuzeitlichen Archäologie und Kunstgeschichte: Seine Kenntnisse basierten auf der Autopsie der Werke und nicht nur auf Kupferstich- und Gipsabguss-Reproduktionen. Seine Analyse der Kunstwerke erfolgte primär unter ästhetisch-stilgeschichtlichen Aspekten.

Im Vergleich zu Montfaucon (Exponat I.4) richtet Winckelmann (1717–1768) seine Aufmerksamkeit vornehmlich auf die Bildende Kunst der Griechen. Er kommt dabei ganz ohne Illustrationen aus. Erfüllen für Montfaucon Abbildungen den Zweck, dem Leser die antike Religion und Institutionen näher zu bringen, geht es Winckelmann allein um das Wesen der Kunst, welche seiner Ansicht nach erst durch die direkte Begegnung mit derselben erfahrbar sei. Als päpstlicher Oberaufseher für die Altertümer hatte er Zugang zu den großen Kunstsammlungen in und um Rom. So konnte er sein methodisches Postulat eines Studiums der Originale festigen, welches für eine Kunstkennerschaft zwingend sei, gleichzeitig aber einen Bruch mit der Arbeitsweise der Antiquarii bedeutete.
 

I.5a Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums, Leipzig: Waltherische Hofbuchhandlung, 1764–1767
UB Heidelberg, C 5012 A RES
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I. Der Blick auf alle Religionen und Riten der Welt