I.19
Priapus und die Bebilderung der Antike
Sebald Schreyer und sein Schwager Sebastian Kammermeister hatten schon die Schedel'sche Weltchronik finanziert. Im Anschluss initiierten sie ein Buchprojekt des Titels Archetypus triumphantis Romae, das die gesamte Kultur der Antike in Text und Bild darstellen sollte.
Mit der Textredaktion des neuen Werkes wurde der Humanist Peter Danhauser beauftragt, der dann bis 1497 offenbar das fertige Manuskript erstellte. Für die Illustrationen wurde 1493 ein Vertrag mit dem Formschneider Sebald Gallensdorfer geschlossen. Die Zeichnungsvorlagen stammten vermutlich wie die der Schedel’schen Weltchronik aus der Werkstatt des Michael Wolgemut.
Von diesem allerdings unvollendeten Projekt haben sich nur 36 Holzschnitte erhalten. Sie zeigen vor allem antike Göttergestalten und Personifikationen. Diese gehen teils auf Vorlagen wie die spätmittelalterlichen Handschriftenillustrationen des Fulgentius metaforalis oder aber auf die sogenannten Tarocchi di Mantegna zurück. Teils versuchen die Illustrationen aber offenbar auch nur anhand des Textes, etwa ein antikes Opfer für den Gott Priapus zu rekonstruieren: Dem Gartengott wird ein Esel geopfert. Den mythologischen Hintergrund dazu liefert vor allem Ovid in den Fasti.
I.19 Werkstatt des Michael Wolgemut (Entwurf) / Sebald Gallensdorfer (Formschneider): Opfer an Priapus, Holzschnitt, um 1493/1497, 214 x 133 mm
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Inv. 183-1920 (Reproduktion; Foto: Volker-H. Schneider)