I.10
Mythos als gestuftes Kontinuum der Wahrheit
Gerard Johann Voss (1577–1649) geht von dem Gedanken aus, dass in den unterschiedlichen Erscheinungsformen der paganen Religionen die jüdische Offenbarung im Kern noch vorhanden sei.
Die Entstehung des umfangreichen Werks ist im Kontext späthumanistischer Topik zu lesen. Die ‚einzig wahre’ christliche Religion wird bei Voss zum formalen Grenzbegriff. Dabei trennt er die göttliche Offenbarung als ursprüngliche Einheit von den sich durch den Sündenfall differenzierenden menschlichen Überlieferungen. Neben der Rezeption jüdischer Traditionen, patristischen und klassischen Quellen des Altertums schloss der Autor ebenso Wissen von Religionen aus der Neuen Welt ein. Das epochale Werk blieb bis ins 19. Jahrhundert hinein ein wichtiges Handbuch antiker und modern-paganer Mythologie.
I.10 Gerardus Joannes Vossius: De theologia gentili et physiologia christiana sive de origine ac progressu idololatriae ad veterum gesta ac rerum naturam reductae, 3 Bde., Frankfurt a.M: Caspar Waechtler, 1668
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