Dissertation Andreas Rüfenacht

Andreas RÜFENACHT, lic. phil.
Johann Gottlob von Quandt (1787-1859). Kunstschriftsteller, Sammler und Förderer der Künste in Dresden

Promotionsvorhaben, Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich

Der Mäzen und Sammler Johann Gottlob von Quandt hat ein umfassendes schriftliches Werk hinterlassen, das sich zu philosophische Fragen der Ästhetik ebenso äußert wie auch Reisebeschreibungen enthält, die sich nicht nur die Kunst, sondern auch gesellschaftliche und politische Fragen behandeln. Der Kunstschriftsteller Quandt verfolgte ein Kunstideal, das Kunstbildung als Desiderat für „wahre Cultur“ der Gesellschaft verstand. Seine Anfänge hat dieses Konzept bei Schiller und reiht sich in den Kontext der deutschen Idealisten um Hegel, Schelling oder Solger ein. Zudem nimmt er gegen das Antikenideal Goethes oder Winckelmanns Stellung und deutet in seinem Sinne die Ästhetik Kants um.
Aus diesen idealistischen Gedanken heraus förderte Quandt in grossem Maße die deutsche Kunst – zuerst während seines Aufenthalts in Rom 1819/20, später seit seiner Niederlassung in Dresden 1824. Die Gründung des Sächsischen Kunstvereins 1828 ist eine Wegmarke in diesem der Kunst und ihrer Förderung gewidmeten Leben. Eng ist auch die Beziehung zu Goethe: Mit der Erwerbung eines Rittergutes in der Nähe von Dresden errichtete er seinem Vorbild ein Gesamtkunstwerk zur Erinnerung – eines der ersten Goethedenkmäler in Deutschland überhaupt. Trotz der Unterschiede im Kunstverständnis ist von Gemeinsamkeiten insbesondere hinsichtlich der Rolle der Kunst in der Gesellschaft auszugehen.
Quandt besass eine mehrere Tausend Werke umfassende Kupferstichsammlung, an der er sein Kunstideal immer wieder in kunsthistorisch-normativen Studien exemplifizierte. Zudem sammelte er ausgiebig Gemälde von Alten Meistern und Abgüsse antiker Skulpturen. Ebenso gab er für die Sammlung zahlreiche Gemälde in Auftrag, mit denen er viele Künstler als Mäzen zu unterstützen wusste. Die Gemäldesammlung zu rekonstruieren und digital zu visualisieren, ist dokumentarischer Kernpunkt des Forschungsprojektes. Die Funktion von Gegenstücken in der Sammlung ist dabei genauso Thema wie diejenige von Kopien nach alten Meistern. Dabei ist die über vierzig Werke umfassende Sammlung deutscher und italienischer Meister des 15./16. Jahrhunderts – eine der wenigen im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts – ebenso in den Blick zu nehmen wie die zahlreichen Werke von Quandts Zeitgenossen.
Vor diesem Hintergrund wird der Fokus auf das weitere Wirkungsfeld Quandts in Dresden gerichtet. Seine Neugestaltung des Historischen Museums und die Neuhängung der königlichen Gemäldesammlung von 1835 sind herausragende Beispiele der Anerkennung des Kunstgelehrten und Förderers der Künste und damit Grund für die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses einflussreichen Kunstliebhabers.

Kontakt: andreas.ruefenacht AT uzh.ch