Michaela Braesel

Michaela BRAESEL
„Die Geschichte der Buchmalerei als Problem der Kunstgeschichte. Untersuchungen zur kunsthistorischen Beschäftigung mit der Buchmalerei in England, Frankreich und Italien von Vasari bis Waagen“

Habilitationsschrift, abgeschlossen. Publikation in Vorbereitung.

Geschichten der Buchmalerei gibt es viele, doch kaum solche zur Geschichte der Geschichte der Buchmalerei. Die Habilitationsschrift leistet als Beitrag zur Fachgeschichte die umfassende Untersuchung zur Rezeptionsgeschichte und Historiographie der Buchmalerei. Zentrale Fragen lauten: Über welche Wege wurde die Buchmalerei Beschäftigungsgebiet der Kunstgeschichte? Welche Werke standen im Mittelpunkt des Interesses? Welche Methoden wurden bei der Auseinandersetzung mit Buchmalerei angelegt? In welche Diskurse war die Buchmalerei eingebettet? Welche Werke waren durch Abbildungen bekannt und wie verhielten sich diese zum Original?
Von Interesse ist der Wandel der Einschätzung vom Dokumenten- zum Kunstwerkstatus. Die Kenntnis der Buchmalerei des Mittelalters und der Renaissance blieb seit dem 16. Jahrhundert kontinuierlich erhalten. Der Impetus für eine Beschäftigung kam jedoch im wesentlichen aus anderen Disziplinen. Die Methoden und Fragestellungen, die Werkauswahl, die durch deren Interessen vorgegeben waren, wirkten sich – wie gezeigt wird - auf die kunstgeschichtliche Wahrnehmung der Buchmalerei und ihren Umgang mit dieser Werkgruppe aus.
Der behandelte Zeitraum reicht von Vasari und der Erwähnung einzelner Buchmaler im Rahmen seiner Künstlergeschichte und von der Befragung von Buchmalerei in antiquarischen Forschungen zu der Begeisterung für die Buchmalerei im 19. Jahrhundert im Kontext der umfassenden Mittelaltermode. Die Untersuchungen enden mit der Zeit um 1830, als sich die Kunstgeschichte als wissenschaftliche Disziplin herausgebildet hat und auf historisch-kritischen Methoden, besonders der Quellenkritik und Formanalyse, ansetzt. Aus einer stark normativ bestimmten Kunstbetrachtung wurde eine Kunstgeschichte von wissenschaftlichem Anspruch, in der die Buchmalerei einen selbständigen Teilbereich bildet.

ISBN 978-3-412-20300-9