Der Auktionsmarkt in der Schweiz 1930- 1945

Anders als in Deutschland und Österreich etablierte sich in der Schweiz der Kunst- und damit auch der Auktionsmarkt erst nach dem Ersten Weltkrieg. Ausgehend zunächst von Zürich mit der Gründung der Häuser Messikommer 1914, August Laube 1922 und der Galerie Bollag 1925, kamen in den 1920er Jahren Versteigerungshäuser quer durch die Schweiz hinzu: in Bern etwa Gutekunst & Klipstein 1919, in Genf die Galerie Moos 1920 und W. S. Kundig im folgenden Jahr sowie schließlich in Luzern die Galerie Fischer 1922.

Insgesamt konnten für die Schweiz im Zeitraum 1930 bis 1945 281 Kataloge ermittelt werden. Hauptschauplätze dieser Auktionen waren Genf und Luzern. Herausragende Bedeutung nahmen die auf Graphik spezialisierten Auktionshäuser von W. S. Kundig in Genf, Dr. August Klipstein in Bern sowie Gilhofer & Ranschburg in Luzern ein. Bei Gemäldeauktionen kam der Galerie Moos in Genf und der Galerie Bollag in Zürich eine bedeutende Rolle zu. Auf dem Münzauktionsmarkt veranstaltete die Firma Adolph Hess in Luzern kontinuierlich Auktionen. Zusätzlich agierte das Mailänder Unternehmen Libraire Hoepli in verschiedenen Städten der Schweiz und mit wechselnden Partnern auf dem Schweizer Markt mit bedeutenden Autographen-, Buch- und Graphikauktionen. Mit 61 Katalogen war die Galerie Fischer, Luzern, unangefochtener Spitzenreiter unter den Auktionshäusern.

Insgesamt waren die Auktionsmärkte der einzelnen Städte in der Schweiz eng miteinander verzahnt, agierten doch die einzelnen Experten und Versteigerer in immer wieder neuen Konstellationen. So betrieb etwa W. S. Kundig nicht nur ein eigenes Auktionshaus in Genf, sondern leitete zugleich Auktionen für die Galerie Moos, Genf oder Dr. August Klipstein in Bern. Auch August Laube trat für Dr. August Klipstein, Bern, aber auch für die Galerie Moos, Genf, auf. Max Moos wiederum fungierte als Experte in Versteigerungen des Auktionshauses W. S. Kundig, Genf. Die Auktionshäuser veranstalteten nicht nur am eingetragenen Ort ihres Unternehmens Auktionen, sondern verlegten ihre Versteigerungen auch in andere Städte, wie etwa die Galerie Fischer, die diese zum Teil in Zürich abhielt. Zugleich wurde das zur Versteigerung kommende Auktionsgut häufig in anderen Schweizer Städten ausgestellt, bevor es zur Versteigerung gelangte, wie es sehr häufig bei der Galerie Fischer oder W. S. Kundig der Fall war. Einige Häuser verfügten über keinen eigenen Auktionssaal, sodass die Versteigerungen oft in Hotelsälen, Kunsthandlungen oder im Züricher Kunsthaus zur Meise abgehalten wurden.

Anders als auf dem deutschen Markt nahm in der Schweiz das Auktionsgeschehen kontinuierlich zu und erreichte in den Jahren zwischen 1933 und 1935 sowie nochmals 1942/1943 seinen Höhepunkt. Das Ansteigen des Auktionsaufkommens insgesamt bis 1937 lässt sich vermutlich zu einem Großteil auf die nun vermehrt aus Deutschland stammenden Einlieferungen von Emigranten zurückführen. Ein drastischer Rückgang in der Veröffentlichung von Auktionskatalogen erfolgte mit Kriegsbeginn 1939 und im Folgejahr. In diesen Jahren erschienen in der Schweiz insgesamt nur 11 bzw. 3 Kataloge, die von vier respektive drei Häusern herausgegeben werden. In den folgenden Jahren pegelte sich die Auktionstätigkeit wieder in etwa auf dem Vorkriegsniveau ein.

Die einzelnen Städte der Schweiz zeigen dabei ein jeweils eigenes Profil. Basel spielte auf dem Auktionsmarkt eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Insgesamt erschienen nur 19 Auktionskataloge in Basel. Hier wurden vor allem Bücher und Münzen versteigert. Viele Kunsthandlungen führten neben dem Betrieb einer Kunsthandlung vereinzelt Auktionen durch und bestanden nicht lange auf dem Auktionsmarkt. Am längsten blieben das Auktionshaus Henning-Oppermann und seine Nachfolger vertreten.
Bern nahm im Auktionsmarkt vor allem durch das international bekannte Auktionshaus Dr. August Klipstein eine bedeutende Rolle ein. Von den insgesamt 51 in Bern erschienenen Auktionskatalogen veröffentlichte Dr. August Klipstein vierzig Kataloge. Die übrigen verteilten sich auf die Firmen Stuker und Zbinden, die vor allem gemischte Auktionen, sicherlich auch mit Gut von Emigranten, durchführten.

Mit den beiden großen Auktionshäusern Galerie Moos und W. S. Kundig stellte Genf mit insgesamt 66 hier veröffentlichten Katalogen über den gesamten betrachteten Zeitraum ein wichtiges Zentrum dar. Während die Galerie Moos Gemälde verauktionierte, versteigerte W. S. Kundig vor allem Graphik, aber auch Bücher und Autographen. Daneben gaben Anfang der 1930er Jahre einige kleinere Auktionshäuser und Kunsthandlungen Auktionskataloge mit Münzen, Gemälden und graphische Arbeiten heraus. Ab 1942 trat die Galerie Georges Moos mit Gemäldeauktionen auf den Markt. Im gleichen Jahr erhielt auch Lausanne mit der Gründung des Auktionshauses Max G. Bollag ein eigenes Versteigerungshaus.

Luzern war konstant ein bedeutender Auktionshausstandort, den die Galerie Fischer dominierte. Mit 61 in diesem Zeitraum veröffentlichten Auktionskatalogen war es insgesamt das bedeutendste Auktionshaus der Schweiz dieser Jahre und kann auch als größter Profiteur durch Emigrantenauktionen und den Verkauf von Raubgut gelten.  Dabei agierte Fischer mit wechselnden Partnern aus verschiedenen Schweizer Städten. Auf dem Graphikmarkt nahm der Schweizer Ableger des österreichischen Auktionshauses Gilhofer und Ranschburg zwischen 1932 und 1938 eine wichtige Stellung ein. Die Filiale des Frankfurter Auktionshauses Adolph Hess führte bis 1937 zahlreiche Münzaktionen durch.
In Zürich fanden bedeutende Auktionen vor allem bei G. & L. Bollag statt, die fast jährlich hochwertige Gemälde und Graphiken versteigerten. Daneben gaben immer wieder einzelne Häuser, meist Buchantiquare und Münzhandlungen, Kataloge heraus. Kleinere Handlungen veranstalten nur vereinzelt Auktionen mit gemischten Losen, etwa Dr. Störi, Kunstsalon, 1930/31 oder die Galerie Epoque ab 1941. Als zentraler Veranstaltungsort für Auktionen dient das Kunsthaus zur Meise.
(Astrid Bähr, 2013)

Literatur:
Schweiger 1998, S. 63-65
Tisa Francini/Heuß/Kreis 2001
Tisa Francini 2002


Auktionshäuser in der Schweiz 1930-1945

Auktionskataloge in der Schweiz 1930-1945

Auktionskataloge in der Schweiz nach Gattungen 1930-1945