Chemnitz | Stiftung Carlfriedrich Claus Archiv

Bereits zu Lebzeiten hatte der Künstler Carlfriedrich Claus verfügt, dass sein Nachlass in den Kunstsammlungen Chemnitz einen bleibenden Platz finden soll. Chemnitzer Unternehmer:innen schufen 1999 die Voraussetzung für die Gründung der Stiftung Carlfriedrich Claus Archiv. Mit der Erfüllung des Vermächtnisses sind die Kunstsammlungen Chemnitz um einen großartigen Komplex zeitgenössischer Kunst reicher geworden. Das Carlfriedrich Claus Archiv bewahrt 575 Handzeichnungen und rund 850 Druckgrafiken und Zustandsdrucke des Künstlers sowie Arbeiten von Künstler:innen, die mit Carlfriedrich Claus befreundet waren. Das akustische Werk liegt auf 15 Spulentonbändern und 267 Tonbandkassetten vor. Manuskripte, Tagebücher, Notizbücher, fotografische Abzüge und Negative, ein Zeitungsarchiv und persönliche Dokumente geben Einblick in die Gedankenwelt und die Biografie des Künstlers. Darüber hinaus enthält der Nachlass mehr als 22 000 Briefe, die Auskunft über sein umfangreiches internationales Netzwerk geben. Darunter finden sich Korrespondenzen mit Freund:innen und Weggefährt:innen wie Will Grohmann, Franz Mon, Raoul Hausmann, Bernard Schultze, Pierre und Ilse Garnier sowie Fluxus-Künstlern wie Emmett Williams, Dick Higgins und Diter Rot. Eine wichtige Ergänzung zum Œuvre des Künstlers stellt seine Bibliothek mit ca. 10 000 Bänden dar, darunter seltene Widmungsexemplare und Erstausgaben.

Carlfriedrich Claus (1930–1998) gilt als Mitbegründer der visuellen Poesie und wird heute international hoch geschätzt. Er schuf kleinformatige, filigrane Arbeiten auf Transparentpapier, das er beidseitig dicht bezeichnete und beschrieb, sodass die Linien Netze und Überlagerungen bilden und Figuren oder Landschaften ahnen lassen. Nicht lesbar im eigentlichen Sinne des Wortes, betrachtete Carlfriedrich Claus selbst diese Blätter, die er Sprachblätter nannte, als ein Randgebiet der Literatur. Parallel dazu entstand ein akustisches Werk: asemantische Lautprozesse, die er auf Tonträgern speicherte. Innerhalb der vorgegebenen Grenzen sozialistischer Kunst fand sich für dieses hochkomplexe Werk kein Platz, sodass ihm in der DDR eine öffentliche Resonanz weitgehend versagt blieb. Erst in den Jahren nach der politischen Wende 1989/1990 wurden dem Künstler zahlreiche, zum Teil hohe Ehrungen zuteil. Er war Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, und neben namhaften Kunstpreisen wurden ihm eine Ehrenprofessur des Freistaates Sachsen und das Bundesverdienstkreuz verliehen.


Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus Archiv
Marie Winter
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