Rezension

Editorial

Für den Bereich einer Globalen/transkulturellen/postkolonialen Kunstgeschichte, der auch jede allgemeine Kunstgeschichte berührt, gibt es zwei deutliche Veränderungen. Zum einen vergeht kaum ein Monat, in dem nicht die Frage nach der Legitimität ethnologischer Museen und ihrer kolonialen Vergangenheit gestellt wird. Die anhaltende Diskussion um das Humboldtforum, die scharfe Kritik von Bénédicte Savoy in einem Interview zu ihrem Austreten aus dem Beratergremium, sowie der kritische Artikel von Jürgen Zimmerer zur kolonialen Vergangenheit der Sammlungen sind nur zwei Beispiele für diese Debatte, die die institutionalisierte Differenz zwischen Kunst und Ethnologie mit angreift. Zum anderen hat die documenta 14 einmal wieder deutlich gemacht, inwieweit die Globalisierung westliche Kunstbegriffe herausfordert. Bei aller Kritik hat diese documenta mit Hilfe einer Vielzahl an Kurator_innen und kuratorischen Berater_innen relativ großräumig um alles herumkuratiert, was im westlichen Kunstfahrwasser als kanonisch gilt. Wichtiger als die Kunstfrage waren dabei Narrative um globale Ungleichheit, Ausbeutung, Raubkunst und einiges mehr und zwar in einer Weise, wie sie von künstlerischen Praktiken artikulierbar sind. Für die Kunstgeschichte bedeutet das ein Weiterarbeiten an der Hinterfragung und Relativierung der eigenen kunstkritischen wie ästhetischen Kriterien. Ist dies bereits Programm einer postkolonialen Kunstgeschichte seit mindestens 30 Jahren, hat sich die Zahl der am Kunstdiskurs teilnehmenden Akteure und Akteurinnen in den letzten Jahren ganz offensichtlich vervielfacht. Wir bemühen uns darum, dieser Vielzahl an Stimmen Rechnung zu tragen.


zur Ausgabe KUNSTFORM 18 (2017), Nr. 9

Empfohlene Zitierweise:

Henner von Hesberg: Rezension von: Barbara E. Borg: (ed.) A Companion to Roman Art. , Hoboken, NJ: Wiley-Blackwell 2015
in: KUNSTFORM 18 (2017), Nr. 9,

Rezension von:

Henner von Hesberg
Berlin

Redaktionelle Betreuung:

Matthias Haake